Gegen Protektionismus und Renationalisierung

Mit großer Sorge verfolgen IG Metall und Betriebsräte der deutschen Automobilindustrie die Ankündigung des US-amerikanischen Präsidenten, Strafzölle auf ausländische Waren zu erheben. Die deutsche Automobilindustrie, die im letzten Jahr allein in die USA Fahrzeuge und Fahrzeugteile im Wert von ca. 30 Milliarden Euro exportiert hat, wäre hiervon in besonderer Weise betroffen.

Die USA sind für die deutsche Automobilindustrie nicht nur ein gewichtiger Absatzmarkt, sondern auch ein ebenso wichtiger Produktionsstandort. Daimler, Volkswagen und BMW sind mit vollwertigen Automobilwerken in den USA vertreten, und Zulieferer wie Bosch, Conti, ZF und Mahle produzieren seit vielen Jahren in den USA. Die US-amerikanischen Standorte der deutschen Automobilindustrie sind Teil international hochgradig vernetzter Wertschöpfungsketten. Gleiches gilt für die Standorte von Ford und Opel in Deutschland. Damit diese funktionieren, braucht es offene Märkte und ein faires Handelssystem.

Den Vorwurf unlauterer Wettbewerbsbedingungen weisen wir entschieden zurück. Als Arbeitnehmervertreter haben wir entscheidenden Anteil daran, dass die Absatz- und Exporterfolge der deutschen Automobilindustrie nichts mit Lohn- und Sozialdumping zu tun haben. Starke Gewerkschaften und Betriebsräte, eine hohe Tarifbindung, die gute und sichere Einkommen sicherstellt, sowie ausgeprägte Schutz- und Mitbestimmungsrechte für die Beschäftigten bilden das Fundament der deutschen Automobilindustrie. Auf dieser Grundlage bestehen die deutschen Automobilbauer mit hochwertigen Produkten im internationalen Qualitätswettbewerb.

Wir setzen uns vehement dafür ein, der protektionistischen Stoßrichtung der US-Politik klare Signale der Zusammenarbeit entgegenzusetzen. Dabei bauen wir auf ökonomische Vernunft: Große Teile der US-Industrie sind auf Zwischenprodukte und Technologien aus Deutschland und anderen Regionen angewiesen. Abschottung und Isolierung sind in einer Welt, die über integrierte Wertschöpfungsketten, internationale Wissensnetze und digitale Technologien jeden Tag mehr zusammenrückt, der völlig falsche Weg.

Mit dem CETA-Abkommen haben Europa und Kanada wesentliche Fortschritte erzielt, die unter Beweis stellen, dass internationale Handelsabkommen den Ansprüchen eines fairen Welthandels gerecht werden können. Dennoch sind diese, insbesondere was ihre Durchsetzungsfähigkeit angeht, noch nicht ausreichend. Im Interesse der Automobilindustrie und ihrer Beschäftigten fordern wir faire internationale Spielregeln sowie Wettbewerbs- und Marktzugangsbedingungen „auf Augenhöhe“. In der politischen Ausein­andersetzung gilt es, die Grundsätze von fairem Handel und hohen sozialen Standards gegen Angriffe jeder Art entschlossen zu verteidigen!

Michael Brecht/Daimler, AchimDietrich/ZF, Lorenz Pfau/Continental, Martin Hennig/Ford, Uwe Hück/Porsche, Norbert Lenhard/Schäffler, Alfred Löckle/Bosch, Peter Mosch/Audi, Bernd Osterloh/VW, Wolfgang Schäfer-Klug/Opel, Manfred Schoch/BMW, Uwe Schwarte/Mahle, Athanasios Stimoniaris/MAN, Norbert Völkl/SKF

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Gegen Protektionismus und Renationalisierung", UZ vom 24. Februar 2017



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Flugzeug.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit