Staatlich verordnetes Gedenken – und keiner geht hin? Das hätte es in der DDR nicht gegeben. Anna Kaminsky hatte am vergangenen Sonntag nur ein paar Getreue bei sich, als sie einen Kranz vor der Gedenkstätte der Sozialisten niederlegte – mit schwarz-rot-goldener Schleife der „Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“, deren Geschäftsführerin sie ist, am Gedenkstein für die „Opfer des Stalinismus“.
Dieser Stein ist 2006 auf Anregung der PDS aufgestellt worden. Am letzten Sonntag guckte Kaminsky dort betroffen in eine Kamera, beklagte das „unendliche Leid und Unheil“, das „kommunistische Diktaturen“ angerichtet hätten – und verkündete, mit Liebknecht und Luxemburg müsse man doch differenziert und kritisch umgehen.
Auch die „Linken“, die das offiziöse Stalinismus-Opfer-Gedenken mittragen, erklären uns gerne, dass es dabei um Pluralismus, Freiheit und Demokratie gehe. Da bedanken wir uns bei Kaminskys Leuten für ihre notwendige Klarstellung vom vergangenen Sonntag. Kaminsky und andere Fachleute für Regierungspropaganda brauchen den Gedenkstein, um den Kampf für eine neue Welt mit Terror und Mord gleichzusetzen. Auf dass niemand auf falsche Gedanken käme, stellten sie um den Gedenkstein kleine Lichtchen mit Aufklebern „Nie wieder Kommunismus“.