Gedenkfeier für die Befreiung Leningrads

Am Wochenende wurde in Russland eines der – wie Präsident Putin auf der zentralen Gedenkfeier formulierte – tragischsten, aber auch triumphalsten Aspekte des Großen Vaterländischen Krieges gedacht: Der Blockade und der Befreiung Leningrads.

Am 27. Januar 1944 hatte die Rote Armee den Belagerungsring um die Stadt nach 872 Tagen endgültig durchbrochen und die hungernden Menschen befreit (siehe UZ vom 26. Januar). Auch weil sie die Bevölkerung nach einer Eroberung nicht ernähren wollten, hatte die Wehrmacht darauf verzichtet, Leningrad einzunehmen, einen Belagerungsring eingerichtet und die Versorgung mit Lebensmitteln verhindert. Gleichzeitig bombardierte die Wehrmacht die Lebensmittellager der Stadt sowie ihre Wasser- und Elektrizitätsversorgung. Zum Höhe­punkt der Hungersnot in Leningrad konnten Arbeitern noch 250 Gramm Brot zugeteilt werden, allen anderen nur die Hälfte. Mehr als eine Million Tote waren die Folge.

Die Leningrader Blockade gilt bis heute als eins der eklatantesten Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.

Bis heute hat Deutschland nur den jüdischen Opfern der Blockade Entschädigung und Rente gezahlt, denn ihnen hätten mit der Verhaftung der sichere Tod gedroht, so die Begründung. Alle weiteren Opfer anderer Nationalitäten haben keinerlei Entschädigung für das durch Nazideutschland zugefügte Leid erhalten. Es erfolgte lediglich – im Jahr 2019 – eine Hilfsgeldzahlung an das heutige St. Petersburg, von dem unter anderem ein Krankenhaus modernisiert wurde, in dem Überlebende der Blockade behandelt werden. Trotzdem ließ Annalena Baerbock am Wochenende über das Auswärtige Amt mitteilen, Deutschland stehe zu seiner historischen Verantwortung.

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"Gedenkfeier für die Befreiung Leningrads", UZ vom 2. Februar 2024



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