Gestern gedachten bundesweit Antifaschistinnen und Antifaschisten den Opfern der Progrom-Nächte. „die in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 ihren Höhepunkt fanden. Synagogen brannten, Geschäfte und Wohnungen wurden geplündert und zerstört. Dies war der Beginn des Terrors gegen Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland, der in massenhafter Vernichtung jüdischen Lebens und anderer, den Nationalsozialisten unliebsamen Menschen, mündete“, schreibt dazu das „Aachener Bündnis Pogromnachtgedenken“. In Essen lud die Ortsgruppe der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) zum Gedenken am Kardinal- Hengsbach-Platz (siehe Foto).
Das Zentralkomitees der KPD veröffentlichte aus der Illegalität heraus in der „Roten Fahne“, Jahrgang 1938 Nummer 7, die Erklärung „Gegen die Schmach der Judenpogrome!“:
„Getreu den stolzen Traditionen der deutschen Arbeiterbewegung, im wahren Geiste der größten deutschen Dichter und Denker erhebt die Kommunistische Partei Deutschlands ihre Stimme gegen die Judenpogrome Hitlers, die vor der gesamten Menschheit die Ehre Deutschlands mit tiefster Schmach bedeckt haben. Die Bestialitäten, die von kommandierten SS-Leuten in Zivil im Auftrage der Hitler, Himmler, Goebbels, Göring und Streicher an wehrlosen Juden begangen wurden, werden von allen anständigen Deutschen abgelehnt und verabscheut. Das deutsche Volk hat mit den Brandstiftern der Synagogen, und den Plünderern jüdischer Geschäfte und Wohnungen, mit den Peinigern und Mördern von jüdischen Mitbürgern nichts gemein. Die Kommunistische Partei Deutschlands begrüßt die tapfere ehrenvolle Haltung von vielen Deutschen aus allen Volksschichten, die unter den schwierigsten Verhältnissen versucht haben, ihren Protest gegen die Judenpogrome zum Ausdruck zu bringen und den verfolgten Juden menschliche Hilfe zu leisten.
Es ist eine elende Lüge, dass die Pogrome ein Ausbruch des Volkszornes gewesen seien. Sie wurden von langer Hand vorbereitet, befohlen und organisiert allein von den nationalsozialistischen Führern. Sie sollten in Wirklichkeit dazu dienen, den wachsenden Volkszorn gegen die nationalsozialistische Diktatur, gegen die wahnwitzige Ausplünderung des ganzen deutschen Volkes zu Gunsten der Rüstungsmillionäre und der korrupten Nazibonzen abzulenken auf Unschuldige, mit dem Ruf: ‚Der Jude ist schuld.‘
Es sind aber nicht die Juden, die den Arbeitern die Löhne niedrig halten, den Achtstundentag vernichtet haben […]“
Gedenken in Düsseldorf
Für kommenden Sonntag, dem 13. November 2022 lädt die VVN-BdA Düsseldorf zu einem Rundgang zu den Häusern einiger Opfer dieses Pogroms über die Hermann-, Acker- und Beethovenstraße ein. Treffpunkt ist 14 Uhr, Hermannstraße 7 in Flingern.
An dieser Route wurden 1938 mindestens acht Wohnungen und Geschäftsräume verwüstet und jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger misshandelt. Daran erinnern heute drei Stolpersteine, die an diesem Tag geputzt werden sollen.