Im Ruhrgebiet lebt die Erinnerung an den Widerstand der Arbeiterklasse

Gedenken an die Opfer des Kapp-Putsches

Von WSK

In verschiedenen Städten im Ruhrgebiet wurde in den vergangenen Tagen der über 1 000 Arbeiter gedacht, die 1920 Opfer der Kämpfe, mehrheitlich aber von Freikorps und Reichswehr ermordet worden sind.

In Bottrop fand am Karfreitag eine Kundgebung am Ehrenmal der Opfer der Brigade Loewenfeld auf dem Westfriedhof statt, zu der DKP und die Partei „Die Linke“ eingeladen hatten. Auf dem Friedhof Alt-Walsum versammelten sich am gleichen Tag rund 40 Menschen vom Niederrhein zu einer Gedenkveranstaltung. Der Ostermarsch in Hamm endete am Montag mit einer Kundgebung vor dem Gedenkstein in Pelkum. In der Schlacht von Pelkum wurden 150 bis 300 Arbeiter und Arbeitersamariterinnen getötet, auf Seiten der Reichswehr gab es einen Toten.

Mit dem Kapp-Putsch am 13. März versuchten 1920 die aggressivsten Kreise der herrschenden Klasse, die Errungenschaften der Novemberrevolution zurückzudrängen und anstelle der ihr verhassten Demokratie eine Militärdiktatur zu errichten. Denn mit dem November 1918 erkämpften vor allen Dingen die deutschen Arbeiter nicht nur den Frieden, nicht nur das Ende der Monarchie in Deutschland, sondern zugleich Errungenschaften wie die Anerkennung freier Gewerkschaften, das Verbot „gelber Gewerkschaften“, das Frauenwahlrecht, das Betriebsrätegesetz, den Achtstundentag, das Tarifvertragsgesetz und das Sozialisierungsgesetz.

Ein Generalstreik der Arbeiterschaft beendete den Putsch nach fünf Tagen. Nach der Niederschlagung des Kapp-Putsches wuchs bei vielen Arbeitern die Erkenntnis, dass es nicht genügte, die Putschisten zu schlagen, sondern dass es notwendig war, den Einfluss der Monopole, der Junker und Militaristen aus Staat und Gesellschaft auszuschalten und eine wirkliche Wende in der deutschen Politik herbeizuführen, nicht zuletzt, um einen weiteren Putsch auszuschließen. „Wir knüpfen nicht mehr da an, wo man am 13. März aufgehört hat. Wir wollen Neuordnung der Dinge“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des ADGB, Peter Graßmann, während einer Verhandlung mit Regierungsvertretern am 18./19. März. Die großen Gewerkschaften, ADGB und AfA verlangten mehr Einflussnahme der Gewerkschaften.

Die zurückgekehrte Reichsregierung gab den Gewerkschaften dazu aber nur Versprechungen ab. Sie sicherte allerdings zu, dass die bewaffneten Arbeiter im Ruhrgebiet nicht angegriffen würden. Diese Vereinbarungen führten dazu, dass der Generalstreik am 20. März beendet wurde.

In der Folge wurden im Auftrag der Reichsregierung in Bielefeld Verhandlungen geführt – ohne Vertreter der Roten Ruhrarmee. Auch hier gab es nur Versprechen für die Arbeiter, keinerlei Garantien. Die Arbeiter sahen sich nach wie vor umstellt, von der Reichswehr mit ihrem Befehlshaber Watter und den Freikorps, die noch vor wenigen Tagen den Putsch mit getragen hatten. Es gelang, die Arbeiter auseinanderzudividieren, Zwietracht zu säen, die gemeinsame Front aufzuweichen. Etliche Arbeiter gaben die Waffen ab, vertrauten den Versprechungen. Am 28. März stellte die neugewählte Reichsregierung den Arbeitern an der Ruhr ein Ultimatum, die durch Watter noch weiter verschärft wurden. Die Reaktion schuf sich selbst die Vorwände, die Arbeiterschaft blutig niederzuschlagen.

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"Gedenken an die Opfer des Kapp-Putsches", UZ vom 6. April 2018



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