Bayern hatte verloren, 0:3, und das ganze glich irgendwie einem bunten Traum aus den 70ern, als LSD noch voll cool war und Gladbach fünfmal Meister wurde. Die gefühlt ewigen Ersten aus München sind nun seit vier (!) Spielen sieglos und stehen nur auf Platz 6 der Tabelle. Dortmund auf Eins (4:3 gegen Augsburg), die Plastikdosen aus Leipzig leider auf der Zwei (6:0 gegen Nürnberg), Nummer drei Gladbach (mit einem irren 3:0 in München!), die Vier belegt von Bremen (2:0 gegen Wolfsburg) und auf der Fünf auch noch die alte Dame Hertha (trotz eines mageren 0:0 in Mainz).
Möglicherweise steht allen Fußballfans eine spannende Hinrunde bevor, der Kader der Münchener erweist sich mehr und mehr als überaltert und träge, und Figuren wie Boateng, Hummels oder Süle wirken in ihrem Abwehrverhalten eher wie eingerostete Blechspielzeuge als wie moderne Verteidiger. Und vorne werden die Robbens und Riberys auch nicht mehr jünger. Ich bin mir recht sicher, dass die Bayern in der Winterpause mal so richtig Geld ausgeben, um die Sache wieder gerade zu rücken. Aber mit dem jetzigen Kader scheinen sie nur ein Team aus sechs bis sieben Mannschaften zu sein, das oben mitspielt. Eine schöne Sache, aber nur eine Momentaufnahme. Ganz sicher.
Vorm Spiel des BVB erschien G., der Mann, dessen Berufsbezeichnung „Stahl“ lautet und der auch genau so aussieht, ein Würfel von 1,70 mal 1,70. In seiner direkten Art fragte er die schöne M., ob sie immer noch keine Beziehung hätte („Nein“) und zeigte sodann mit dem Stahlzeigefinger und einem fragenden Stahlblick auf mich. Ihre Antwort: NEIN! Ok, damit hätte sich das dann auch geklärt. Was mir allerdings so ziemlich überhaupt gar nichts ausmachte, eher im Gegenteil – ich war erleichtert. Was die schöne M. nämlich nicht wusste: Sie stand – wie Bayern München in der Liga – mitnichten mehr an Platz eins meiner Tabelle. Da steht nämlich seit acht Tagen die wahnsinnig spannende, schlaue, witzige und auch sehr hübsche A., die ich – hey, es ist 2018 – online kennengelernt habe. Wir chatten und schicken Bilder und telefonieren seitdem und es passt alles so sehr zusammen, dass es fast ein wenig unheimlich ist. Freitag sehen wir uns so richtig in echt und da es dabei auf eine mittlere Fernbeziehung hinauslaufen könnte, wären auch die BVB-Wochenenden mit der schönen M. und damit auch meine regelmäßige Berichterstattung in der UZ gezählt. Wird mir beides fehlen, wenn es denn so kommt, aber es gibt eben wichtigeres im Leben. Ganz sicher.
Das Spiel selber war zum Herzinfarktbekommen. Bis heute ist unklar wie es U., der Mann ohne Zähne und Alter, überlebt hat. Er schien es mir nach dem Spiel erklären zu wollen, aber das Genuschel war in dem Lärm der Kneipe komplett unverständlich. Sieben Tore, fast immer abwechselnd hier und da und die Augsburger traten und schlugen alles zusammen, was sich ihrem Tor näherte. Sie sammelten sieben (!) gelbe Karten, und wäre es nach mir gegangen, hätten sie maximal mit neun Leuten das Spiel beenden dürfen. Letzteres durfte der neue Borussengott Paco Alcacer (Dreier-Pako) in der 96. Minute mit einem irren Freistoß, seinem dritten Tor in diesem Spiel. Und er war überhaupt erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt worden! Unglaublich. Ebenso wie Mario Götze, Dortmunds verlorener Sohn, der auch noch sein Debüttor schießen durfte. Die schwarzgelbe Seele war an diesem Abend geheilt und keine Dortmunderin und kein Dortmunder über 16, mich selbstverständlich eingeschlossen, ging auch nur annähernd nüchtern nach Hause. Ganz sicher.
Mein Abschied aus der regelmäßigen Berichterstattung ist hoffentlich auch ganz sicher. Die hübsche A. und ich haben nur einen einzigen Punkt gefunden, der uns deutlich unterscheidet. Sie ist, Achtung: Schalkerin! Da halte ich es einfach mit Axel Bellinghausen, der nach dem Abstieg seiner Fortuna einst den schönen Satz prägte: „Wo Worte fehlen, sind Tränen manchmal das beste Ausdrucksmittel.“ Ganz… ach egal.