Zu „Solidarität mit der VVN-BdA – Das Übel an der Wurzel packen!“, UZ vom 13. März

Ganz breit, nicht rot

Ulli Sander, Dortmund

Ich empfinde die Berichterstattung zu Bündnissen, Bewegungen, auch zur VVN-BdA in der UZ vom 13. März als Aufforderung, als Bündnispartner auf die Linie der DKP einzuschwenken, die ich zudem für problematisch halte. Belegt wird dies dann auch noch mit einem Zitat von Kurt Bachmann, das aus dem Zusammenhang gerissen ist. Ich habe 1999 das Buch „Kurt Bachmann – Wir müssen Vorkämpfer der Menschenrechte sein“ zusammengestellt und herausgegeben. Ich kann es nur empfehlen.

Darin steht auf Seite 19: Bachmann sagte „Und als Ernst Thälmann im April 1932 in Köln-Ehrenfeld in der Rheinlandhalle sprach, habe ich Flugblätter verteilt. Die zentrale Aussage darin war: Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler und wer Hitler wählt, wählt den Krieg. Dieses Problem hatte mich voll gepackt. Ich hatte das sofort begriffen. Ich sagte: Ja, das ist richtig. Und dann schilderte Thälmann: Man muss eine rote antifaschistische Aktion machen. Rot? Das habe ich später im Verlaufe des Faschisierungsprozesses erkannt: das war falsch. Antifaschistische Aktion? Ja, aber dann demokratisch, ganz breit, nicht rot. Wenn bürgerliche Freiheiten gefährdet sind, dass man nicht telefonieren, nicht reden, nicht mehr schreiben kann, keinerlei Freiheit mehr hat, dass Haus und Hof nicht mehr gesichert sind vor einem Angriff der SA, dass man nicht mehr zu einem Richter gehen kann, nichts mehr einklagen kann, dann muss man sich dagegen wehren. Da bin ich in die KPD eingetreten, das auch deshalb, weil sie die Klassenfrage richtig sah, weil sie erkannte: Nur noch ein Teil der Menschheit wird anständig ernährt, die Arbeitenden aber haben einfach nackten Hunger. Die niedrigsten Lebensbedürfnisse können kaum noch befriedigt werden. Das waren einfach Folgen des Kapitalismus. Da braucht man eine höhere Gesellschaftsordnung, die aber auch eine höhere Form von Demokratie haben muss. Das war mir immer klar. Das habe ich damals aber nicht gefordert.

Gefordert habe ich die Erhaltung oder dann die Wiederherstellung der bürgerlichen Freiheiten. Das war Anknüpfungspunkt im Gespräch mit sehr vielen Menschen.“

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"Ganz breit, nicht rot", UZ vom 20. März 2020



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