Zwölftausend ihrer Anhänger hatte die AfD-Führung erwartet. Aus dem gesamten Bundesgebiet. Zum Aufmarsch der Partei in Berlin kamen am Sonntag weitaus weniger. Es fehlte wohl der mobilisierende Anlass. Die Polizei sprach von 5 000 Teilnehmern, die AfD korrigierte diese Zahl später nach oben.
Mit diesem Aufmarsch, als „Großdemonstration“ deklariert, und einer Abschlusskundgebung wollte man in Berlin ein Zeichen setzen. Mit Deutschlandfahnen, „Stauffenberg“-Flaggen, Hetzparolen gegen Flüchtlinge, „Merkel-muss-weg“-Rufen. Doch überall, beim Auftakt am Hauptbahnhof, auf dem Weg, am Rande der Abschlusskundgebung gab es massive Proteste.
Insgesamt waren 13 Gegenveranstaltungen in der Innenstadt angemeldet. Sie standen unter anderem unter dem Motto „Stoppt den Hass! Stoppt die AfD“. Auf dem „Platz der Republik“ vor dem Reichstagsgebäude herrschte ein Kommen und Gehen, fand eine Kundgebung statt, spielten Bands. Auch die UZ kam hier gut an. Es gab einen lautstarken Demonstrationszug von Berliner Clubbetreibern auf der Straße des 17. Juni, einen Bootskorso auf der Spree und viele andere Aktionen. Künstlerinnen und Künstler hatten eine „glänzende“ Demo organisiert. Junge Antifaschistinnen und Antifaschisten versuchten, den Aufmarsch der Rechten zu blockieren. Da aber die Polizei für großräumige Absperrungen gesorgt hatte, gelangten nur wenige Gegendemonstranten an den Zug der AfD. Über 2 000 Polizisten aus dem gesamten Bundesgebiet waren im Einsatz.
Vor allem während der kurzen Abschlusskundgebung der AfD auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor gab es – von fast allen Seiten – massive und lautstarke Proteste. Mit Pfiffen und Rufen wie „Nazis raus“ oder „Ganz Berlin hasst die AfD!“ sowie Trommeln und Technobeats störten viele Tausende die Kundgebung der Rechten.
Nicht die AfD, sondern diejenigen – die Polizei sprach von 25 000, doch es waren weitaus mehr –, die am 27. Mai in Berlin gegen sie auf die Straße gingen, setzten an diesem Tag gemeinsam ein eindeutiges Zeichen.