Ab in die Winterpause

Fussikowski

Von Karl Rehnagel

Oben stehen die, die keiner mag. Das ist normal. Diesmal aber sogar auf den ersten beiden Plätzen. Oder besser: den ersten drei! Das ist neu. Die Bayern sind die Bayern, da hilft auch keine Haftstrafe mehr, und für die neue Saison kaufen sie erst mal – alles wie gehabt – dem Tabellendritten zwei Spieler weg. Ok, sie kaufen Hoffenheim weg, das ist nicht ganz so schlimm, die mag ja auch keiner. Aber diese anderen, diese neuen da oben aus dem Boden gestampftes Kunstprodukt eines geschmacklosen Brauseherstellers …

Ja, sie spielen gut. Aber: RB Leipzig. RasenBallsport Leipzig oder in Wirklichkeit: Red Bull Leipzig. Ein Spielzeug des Milliardärs Dietrich Mateschitz. Bis 2009 hießen die noch: SSV Markranstädt. Aus der 5. Liga. Was aus solchen „Spielzeugen“ dann wird, sieht man in der englischen Liga. Clubs von irgendwelchen reichen Arschlöchern, die Traditionen, Spieler, Vereinsfarben und Fans kaufen, verkaufen oder wegschmeißen. Tickets, die dreitausend Pfund kosten und „echte“ Fans, die sich gruselnd vom bösen Spiel abwenden. Kapitalismus? In Reinkultur. Ist Fußball leider sowieso, aber hier pervertiert bis zum Anschlag, und das ohne rot zu werden.

Und sonst? Meine Dortmunder (deren Fans übrigens zum überwältigenden Teil mitnichten Neonazis sind, die Siggi nachtrotten, wie auf einen meiner Artikel mal geantwortet wurde) wissen nicht, ob sie Fisch oder Fleisch wollen, gewinnen gegen die Bayern und putzen Legia Warschau in einer kafkaesken Theateraufführung, nur um dann gleich wieder gegen Frankfurt einen vor den kopflosen Kopf zu bekommen.

Der geliebte königsblaue Nachbar wiederum hat sich entschieden, doch nicht freiwillig abzusteigen, wie in den ersten Wochen oder fast Monaten zu vermuten war, sondern ab und zu ein Spiel zu gewinnen. Finde ich gut, der einzig sichere Abstieg gehört definitiv dem HSV. Gegen das Schmierentheater dort ist „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ ein ernstzunehmender Beitrag zur hochgeistigen Zerstreuung.

Und sonst? Hoffenheim, Frankfurt, Hertha und Köln spielen bei ca. 120 Prozent, ich glaube kaum, dass das so weiter geht. Aber gut, man hat schon Pferde kotzen sehen, direkt vor der Apotheke.

Letztere, auch genannt Bayer Leverkusen, dümpeln dumm rum, ähnlich wie Wolfsburg, auch so ein Pfeifenverein hochbezahlter „Ich-will-weg-Könner“.

Und der SC Freiburg, alleine wegen Trainer Christian Streich ein Sympathieträger vor dem Herrn (sein Statement zum Thema Flüchtlinge und Straftaten MUSS man sich anhören!), sammelt sich still und leise 20 Pünktchen. Schön das.

Darmstadt, sorry Jungs, macht seinem Namen alle Ehre und stellt sich ganz hinte(r)n an. Würde glatt drei Mark drauf setzen, dass die genau da bleiben. Obwohl, Hamburg …

Alles in allem keine Bundesliga 2016, auf die man gesetzt haben sollte. Augsburg schlägt Gladbach? Leverkusen verliert gegen Ingolstadt? Make my day.

Man darf gespannt sein auf 2017, Frau definitiv auch, und in unserem Schauclub im Café Erdmann sind sie ja deutlich in der Überzahl. „Wann bringt der Tuchel denn mal den Götze?“ „Schatz, der spielt doch von Anfang an. Oder nicht?“ Auch wieder so Fragen.

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"Fussikowski", UZ vom 23. Dezember 2016



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