Die „Position“ kann im UZ-Shop bestellt werden.
In der aktuellen Ausgabe des SDAJ-Magazins „Position“ erschien ein Interview mit Irish (24) aus Frankfurt.
Position: Worum geht es in der Tarifauseinandersetzung?
Irish: In unserer Bundestarifkommission geht die Post ab. Im Sommer dieses Jahres haben wir uns das erste Mal zusammengesetzt, um den Bundesmantelrahmentarifvertrag zu besprechen und sind auch gleich zu dem Urteil gekommen: Das Ding muss weg! Aktuell sind wir schlechter gestellt als das Gesetz es vorschreibt, so können wir nicht weitermachen. Soweit so gut, trotz der Proteste einiger, bis zum Jahresende zu warten, haben wir also zum nächstmöglichen Termin gekündigt. Ende September. Mit dem, was nun folgte, hätte allerdings keiner von uns rechnen können.
Der Arbeitgeberverband, wir nennen ihn der Einfachheit halber AGV, hat mit einer sogenannten „Gelben Gewerkschaft“ den gleichen Mist nochmal für fünf Jahre unterschrieben. Besagte Gewerkschaft hat Mitglieder in zwei Bundesländern und steht unter der Führung einer unserer Arbeitgeber. Ihre Begründung: Wir hatten noch kein Angebot vorgelegt und man hat nun „Rechtsunsicherheit“ bei den 12-Stunden-Schichten. Was soll man da noch groß sagen?
Position: Was ist dann von Seiten der Chefs passiert?
Irish: Nachdem wir nun bestimmt einen Monat keine Ahnung hatten, was das jetzt für uns bedeutet, haben wir endlich einen Lösungsvorschlag bekommen: „Der AGV hat angeboten, dass wir einen Übergangstarifvertrag auf Grundlage des alten für 18 Monate mit ihnen machen.“ Für einige von uns kam das nicht infrage. Diesen Müll unterzeichnen wir garantiert nicht mehr. Leider galt das nicht für alle, da das gewerkschaftliche Hauptamt Angst davor hatte, sich mit dem AGV anzulegen. So kam es dann, dass wir nach einer „Probeabstimmung“ (bei der sich das Hauptamt enthielt) noch eine „richtige“ gemacht haben – und das Ding unter enormem Druck auf diejenigen, die das nicht wollten, angenommen wurde.
Es kommt aber noch schöner – der AGV weiß nun nichts mehr von dem Angebot und hat abgelehnt – ist aber „zu Verhandlungen bereit“. Wie das aussehen wird, wissen wir, da unsere Forderungen nach menschenwürdigen Arbeitsbedingungen bestimmt nicht auf Freude treffen werden. Nun endlich haben auch die letzten von uns verstanden, dass wir mächtig verarscht werden.
Position: Wie geht es nun bei euch weiter?
Irish: Die Kolleginnen und Kollegen sind empört! Diese Wut gilt es jetzt für uns zu bündeln und zu nutzen – denn wir lassen uns nicht länger verarschen! Unsere Arbeitsbedingungen sind schrecklich, nach dem DGB-Index für gute Arbeit die schlechteste Branche, die es gibt. Dagegen müssen wir kämpfen, denn nur durch gemeinsame Kämpfe lässt sich an unsere Situation was ändern
Das Interview führte Mark, München