Für Porsche und Piëch alles gut

Lucas Zeise zum VW-Quartalsgewinn

Volkswagen hat im ersten Quartal des Jahres 2017 einen Betriebsgewinn von 4,4 Mrd. Euro eingefahren. Da zögern wir auch als kommunistische Zeitung nicht, den Eigentümern der Firma zu gratulieren. Rechnet man die nette Summe auf das ganze Jahr hoch, ist ein operativer Gewinn von mehr als 13 Mrd. Euro zu erwarten. Das ist mehr als zu Volkswagens besten Zeiten. 2014 – im Jahr vor der Aufdeckung der Abgasmanipulationen – hatte der Konzern ein Rekordergebnis von 12,7 Mrd. Euro erreicht.

Buchhalterisch und finanziell sind die Folgen des Skandals bewältigt und verdaut. „Manchmal ist das Leben nicht ohne Ironie“, schrieb der jetzige Konzernchef Matthias Müller im Geschäftsbericht an die Aktionäre. Denn gerade jetzt, da das Management über andere Prioritäten nachdenke, sei das früher heiß erstrebte Ziel erreicht, zum größten Autokonzern der Welt zu werden und die meisten Fahrzeuge weltweit zu verkaufen. Ja, es ist angenehm, wenn dem tüchtigen Müller ein solch strahlender Erfolg ganz unbeabsichtigt einfach in den Schoß fällt.

Die 4,4 Mrd. Euro Profit allein in den ersten drei Monaten sind da wohl eher erkämpft. Im Kommentar dazu verweist der Vorstand auf „Fixkostenoptimierungen“. Was das heißt, lernt man nicht einmal auf Business Schools. Wahrscheinlich hat es mit dem trefflichen „Zukunftspakt“ zu tun, den Vorstand und Betriebsrat im Herbst vorigen Jahres ausgehandelt haben. Er hatte als Grundlage den dringenden Wunsch des Vorstands, die Kosten (Löhne und Gehälter) bis zum Jahr 2020 durch Personalreduzierung um 3,7 Mrd. Euro zu verringern. Der Wunsch wurde als dringende Notwendigkeit verkleidet und denn auch zur Grundlage des Paktes gemacht. Kann sein, dass er schon ein wenig gegriffen und so den Aktionären eine Extrafreude bereitet hat. Wahrscheinlicher aber ist, dass im klugen Kalkül des VW-Managements der Gewinnaufschlag von 3,7 Mrd. Euro im Jahr – also mit einer knappen Milliarde Betriebsgewinn pro Quartal – auf die gerade erreichten 4,4 Mrd. Euro noch dazu kommt. Ein kleiner netter Aufschlag sozusagen.

Wir gratulieren noch einmal den Eigentümern. Ganz besonders natürlich den Familien Porsche und Piëch, die in harter Finanzschlacht von 2005 bis 2011 eine Mehrheit von 52 Prozent am stimmberechtigten Kapital der Volkswagen AG erworben hatten. Sie beschäftigen ein Management, das sein Handwerk der Kostenoptimierung versteht. So kann Volkswagen auch wieder satt Dividende zahlen. Die Familien brauchen das auch, um gelegentlich einen der ihren, der wie der sagenumwobene Ferdinand Piëch im Streit scheiden möchte, mit dieser oder jener Milliarde Euro herauskaufen zu können, wollen sie nicht plötzlich ohne Jacht und Weingut dastehen.

Die Frage, ob die zusätzlichen Opfer der VW-Beschäftigten wirklich notwendig waren, ist falsch gestellt. Man erkennt das schon daran, dass auch Daimler und BMW im ersten Quartal von ganz vorzüglichen Gewinnen von 3 (BMW) und 4 Mrd. Euro (Daimler) berichten. Es wäre doch gelacht, wenn der Wettbewerb um die höchste Rendite zwischen den deutschen Herstellern teurer Superautos an der fehlenden Bereitschaft der Belegschaften scheitern würde, den Aktionären Opfer zu bringen.

Für Zeitungsschreiber ist es leicht, darüber zu spotten, dass sich die Beschäftigten der Autokonzerne (und nicht nur sie) immer von Neuem durch den Kakao ziehen lassen. Obszön hohe Gewinne fallen bei den Aktionären an. Es ist wahr, dass dabei für die Stammbelegschaften auch einige nette Sonderzahlungen oder, wie Banker sagen, „Boni“ abfallen. Richtig ist auch, dass bei VW die Mitspracherechte der Beschäftigten größer sind als anderswo. Doch sind die Sondergewinne zu großen Teilen deshalb entstanden, weil mit Leiharbeit, Werkverträgen und der bejubelten Flexibilität der Arbeitnehmer die Lohnsumme gesenkt wird. Jetzt für gleichen Lohn und für alle gültige Tarifverträge zu kämpfen, lohnt sich.

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"Für Porsche und Piëch alles gut", UZ vom 28. April 2017



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