Demonstration der „Prolos“ erinnert an fränkische Bierkrawalle

Für Frieden, Brot und Bier

Ben Susi

Am 24. September riefen die linksradikalen „Prolos“ in Nürnberg zu einer Demo in Erinnerung an die fränkischen Bierpreisproteste des 19. Jahrhunderts auf. Bier galt als Grundnahrungsmittel, es war sauber und konnte ohne Bedenken getrunken werden. Trinkwasser hingegen war für die ärmere Bevölkerung eine Rarität. Bier liegt den Franken – als Region mit der höchsten Brauereidichte Europas – auch heute noch besonders am Herzen.

Die Meldung, eine Maß solle von nun an 8 statt 6 Kreuzer kosten, war 1866 der Auslöser für die fränkischen Bierkrawalle. In Fürth wurden Brauereien gestürmt und verwüstet. In Nürnberg ging die Bevölkerung vom 1. bis zum 4. Mai auf die Barrikaden und protestierte gegen Preistreiberei. Schließlich ließen die Demonstrierenden den Brauereien keine Wahl mehr: Die Preiserhöhung wurde zurückgenommen. Bereits 1844 hatte Friedrich Engels aus München berichtet: „In München, einer Stadt voll von Soldaten und Polizei, dem Sitz des Königshofes, dauern Krawalle ungeachtet des ganzen Militäraufmarschs vier Tage an – und zu guter Letzt erreichen die Randalierer ihr Ziel.“

Die Nürnberger Gruppen nahmen den historischen Protest zum Vorbild, um gegen die in die Höhe schießenden Preise für Brot, Öl, Gemüse und Bier, aber auch Mieten, Gas, Strom, Klamotten und Möbel zu mobilisieren. Dem Aufruf folgten etwa 150 Menschen, die lautstark durch die Nürnberger Innenstadt zogen und vor dem Hauptsitz der N-Ergie, Nürnbergs größtem Energiekonzern, eine Zwischenkundgebung abhielten. In einem Redebeitrag der Organisierten Autonomie hieß es: „Denn während die Großkonzerne weiter Profit scheffeln, müssen wir uns Gedanken darüber machen, ob wir lieber heizen oder in Wolldecken und Thermosocken investieren sollen. Wir bekommen es alle tagtäglich mit – sind überall mit unserer eigenen Armut konfrontiert –, in der Schule und der Uni wird Warmwasser abgestellt und weniger geheizt, Betriebe schicken ihre Belegschaft ins Home-Office, um nicht selbst heizen zu müssen.“ Gerade die Arbeiterjugend, die ohnehin schon mit schlechten Ausbildungsgehältern, Bafög oder prekären Arbeitsverhältnissen konfrontiert sei, habe an der Inflation zu knabbern. Frierend und mit leerem Magen lerne es sich schlecht. Gefordert wurde ein Preisdeckel für Strom- und Heizkosten sowie kostenfreies Mensaessen an Schulen und Unis. Auch DKP und SDAJ beteiligten sich an der Demonstration. In ihrer Rede forderte die SDAJ einen gesetzlichen Preisdeckel, eine demokratische Preiskontrolle für Lebensmittel, Mieten, Energie und einen kostenlosen ÖPNV sowie einen Stopp der Preiserhöhungen durch staatliche Subvention. Das Geld dafür sei ja wohl vorhanden, wie die 100 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr unschwer erkennen lassen.

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"Für Frieden, Brot und Bier", UZ vom 30. September 2022



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