Neuer Band mit kulturpolitischen Aufsätzen, Gedichten und Liedtexten von Kurt Barthel

Für eine neue Gesellschaft ohne Krieg

KuBa? Noch vor wenigen Jahren war der Schriftsteller und Antifaschist Kurt Barthel, der sich KuBa nannte, ein wenig in Vergessenheit geraten. Doch dann erschien im Jahr 2021 im Neue Impulse Verlag das Buch „Es kommt dein Tag, Genosse Spartakus!“ mit Erinnerungen an den Schriftsteller, der von 1914 bis 1967 lebte. Nun ist ein weiteres Buch erschienen – rechtzeitig zum 110. Geburtstag am 8. Juni –, das kulturpolitische Aufsätze, Gedichte und Liedtexte des Schriftstellers enthält. Der Titel „Krieg kommt nicht aus einer schwarzen Wolke“ weist auf ein Gedicht hin, das Kurt Barthel 1949 schrieb.

Kurt Barthel hatte sich nach seiner Emigrationszeit in Großbritannien, die 1946 endete, entschlossen, am Aufbau einer neuen Gesellschaft teilzunehmen, die bald in die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik mündete. Und so finden sich in dem neuen Buch auch zahlreiche Kulturdokumente aus diesem deutschen Staat, in dem das „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ von Anfang an eine gesellschaftliche Aufgabe war.

„Für die Generation der Antifaschisten und Emigranten, der politisch Verfolgten und Lagerhäftlinge war ein ‚neues‘ Deutschland nur denkbar, wenn aus der bisherigen deutschen Geschichte die notwendigen Lehren mit aller Konsequenz und Gründlichkeit gezogen würden“, schreibt der Buch-Herausgeber Raimund Ernst in seinem Vorwort. Und im Hinblick auf die aktuelle Situation des Jahres 2024 betont er: „Diese Lehren auf ein bloßes ‚Nie wieder‘ oder gar ‚Nie wieder ist jetzt‘ zu reduzieren, ist keine Aufarbeitung deutscher Geschichte. Es ist in diesen Monaten populär geworden, mit dieser griffigen, im Grunde inhaltsleeren Losung auf die Straße zu gehen und gegen die drohende Gefahr von rechts zu demonstrieren, was für dieses Land einen nicht gering zu schätzenden gewissen demokratischen Hoffnungsschimmer darstellt.“

Doch blicken wir auf das literarische Werk Kurt Barthels und seine Einschätzung der DDR-Literatur. „Man wirft uns vor, in künstlerischen Fragen intolerant zu sein, stellt uns nicht selten die westliche Welt als Muster der Toleranz hin“, heißt es da. „Freilich, vom Schundschmöker über die wirklich große bürgerliche Literatur bis zur Propagierung des dritten Weltkrieges – das ist ein weiter Bogen. Mit solch einer Spanne können wir die Möglichkeiten in unserer Republik nicht messen. ‚Drüben‘ darf man alles. ‚Drüben‘ darf man dem Straßenräuber noch eine gute Seite abgewinnen. Nur eines darf man nicht: den Kommunismus propagieren. Halt, wird man mir entgegenhalten, werden in kapitalistischen Ländern nicht fortschrittliche Bücher gedruckt? Auch das gibt es hin und wieder. Aber man läßt den Druck von solchen Büchern nur in dem Maße zu, wie es der Druck von unten als erforderlich erscheinen läßt. Außerdem ist die Sache für diese Herrschaften nicht sehr gefährlich. Sind doch die Massen noch so durchtränkt von bürgerlicher Ideologie, daß sich der Keim des Neuen sehr mühsam den Weg in die Köpfe der Menschen suchen muß. Außerdem stellt man seine ‚Toleranz‘ – seine Überlegenheit zur Schau.“

Kurt Barthel war jemand, wie man heute sagen könnte, der immer mittendrin war, der immer Partei ergriff. In seinen ersten Jahren nach der Emigration war er bereits Redakteur beim Dietz-Verlag, wurde bald Kulturleiter im Volkseigenen Betrieb Maxhütte in Thüringen, schließlich Mitglied des Zentralkomitees der SED, Mitglied der Volkskammer der DDR, Generalsekretär des Deutschen Schriftstellerverbandes und Chefdramaturg am Volkstheater Rostock. Die Aufzählung ist längst nicht vollständig, zeigt aber: Die DDR war sein Staat.


Kurt Barthel (KuBa):
Krieg kommt nicht aus einer schwarzen Wolke
Kulturpolitische Aufsätze, Gedichte und Liedtexte

Neue Impulse Verlag
Paperback, 240 Seiten, 16,80 Euro


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