Von rauchenden Köpfen und leergeputzten Tellern oder: 3.500 Zeichen sind zu wenig

Fünf Tage in Leverkusen

Bei ungewöhnlich milden Temperaturen – es ist Anfang November – kommen wir in Leverkusen an. Die Straßen sind voller Herbstlaub, zahlreiche Bäume säumen den Weg. Wir laufen vom Bahnhof durch eine typische Arbeitersiedlung, in der längst keine Arbeiter mehr wohnen, und biegen ein in Richtung Karl-Liebknecht-Schule der DKP. Es ist mein erstes Mal und es kribbelt vor Neugier auf das, was vor mir liegt.

Der erste Eindruck von der Schule ist herzlich und offen: das Haus strahlt Ruhe aus, obwohl an manchen Stellen noch immer eine Baustelle ist. Es empfängt uns mit einem wunderschönen roten Boden und hellen Räumlichkeiten. Von den Wänden blicken unsere Vorbilder auf uns und wir blicken stolz auf sie zurück. Die Genossinnen und Genossen der Seminarleitung warten bereits und begrüßen uns mit freudigem Strahlen und festem Händedruck.

Dieses vollkommene Wohlgefühl ist sinnbildlich für die folgenden Tage. In einer ausgesprochen angenehmen und wertschätzenden Atmosphäre debattieren und lernen wir. Die Tage beginnen entspannt mit Frühstück, bevor es ins Plenum geht. Nach den Einführungsvorträgen wechseln wir in Arbeitsgruppen und lesen gemeinsam die Originaltexte von Marx, Engels und Lenin. Vor dem Mittagessen finden wir uns zusammen, um unsere Erkenntnisse auszutauschen und gegebenenfalls offene Fragen zu diskutieren. Dieser Rhythmus gestaltet auch die Nachmittage. Nach dem Abendessen geht der eine ausgiebig spazieren, die andere liest, manche gehen früh aufs Zimmer, andere sitzen bis in die Nacht. Der Bierkonsum ist solide und auch der Arbeiterliederabend findet seinen Platz. Die blankgefutterten Teller sprechen für sich – ein Hoch auf die Küche!

45 1501 Leverkusen - Fünf Tage in Leverkusen - DKP, Grundlagenschulung, Karl-Liebknecht-Schule, Marxismus-Leninismus - Aktion

Das Wochenende war intensiv und fordernd. Nicht selten rauchten die Köpfe, in manchen Phasen hatten die Seminarleiter ihre liebe Müh‘ mit schleppenden Diskussionen.

Was diese Schulung so besonders macht, ist die Debatte unter Gleichgesinnten. Selten begegnet man einer solchen Diskussionskultur. Jede Aussage wird geachtet, erscheint sie einem selbst noch so banal oder unausgefeilt. Fragen, die man schon lange mit sich trägt, finden einen Raum. Es gibt Antworten darauf oder andere Sichtweisen. Der Seminaraufbau war ausnehmend gut strukturiert und die Texte überlegt ausgewählt. An mancher Stelle hätte man gut und gerne länger diskutieren können, was aber in vielen Fällen auch über das Ziel hinausgeschossen wäre.

Es war ein Hochgenuss, die einzelnen Bestandteile des Marxismus-Leninismus zu erfassen und sie im Kopf wie ein Zahnrad ineinandergreifen zu hören. Das Gelernte zu guter Letzt auch noch zu übertragen auf unsere Praxis, auf unsere Rolle als Kommunistische Partei und die daraus resultierenden täglichen Aufgaben, gab vielen Rückenwind.

So unterschiedlich alle Teilnehmenden waren, so bereichernd war der Austausch. Wir lernten von und miteinander. Die Kunst, alle mitzunehmen, wurde von der Seminarleitung mit größter Bravour gemeistert. So viel möchte ich gerne noch sagen, aber die Redaktion gab mir wohlweislich ein Zeichenlimit. Aber, werte Lesende, als Schlusswort möchte ich euch nahelegen: Besucht diese Schulung! Unabhängig von eurem Alter – bei uns reichte es von 22 bis über 70 –, unabhängig von eurer Rolle und Funktion in der Partei und unabhängig davon, wie lange ihr dabei seid oder was ihr meint (nicht) zu wissen: Es lohnt sich. Für euch, für die anderen und vor allem für unsere wichtigste Aufgabe: den Klassenkampf!

Grundlagenschulung der DKP
Die Grundlagenschulung 1 der DKP bietet in gestraffter Form einen Einstieg in die Grundlagen des Marxismus-Leninismus. Der Ablauf:
Tag 1: Anreise, gemeinsames Abendessen, Kennenlernrunde. Beisammensitzen.
Tag 2: Thema des zweiten Tages ist der Dialektische Materialismus. Vormittags geht es um die Grundfrage der Philosophie: Idealismus oder Materialismus sowie die Kernelemente der (objektiven und subjektiven) Dialektik. Nachmittags ist das Thema der Historische Materialismus, die Erkenntnis der Bewegungsgesetze der Gesellschaften und darauf aufbauend das Begreifen von Klassen und Klassengegensätzen.
Tag 3 ist der Politischen Ökonomie gewidmet. Es geht insbesondere darum zu erkennen, wie Ausbeutung funktioniert. Die Basis hierfür ist das Wissen um die Ware, den Gebrauchswert und den (Tausch-)Wert und die Entstehung des Mehrwerts. Krisen = Überproduktionskrisen, der Übergang vom Konkurrenzkapitalismus zum monopolistischen Kapitalismus (Imperialismus) sind dann die Themen des Nachmittags.
Tag 4 gehört dem Wissenschaftlichen Sozialismus, das heißt der Frage des Übergangs vom Kapitalismus zum Kommunismus und der Übergangsperiode (Sozialismus). Behandelt werden die Bedeutung der Eroberung der politischen Macht durch die Arbeiterklasse sowie ihre weiteren politischen, ökonomischen und ideologischen Aufgaben. Hier diskutierten wir auch über bestehende sozialistische Staaten, vor allem die Volksrepublik China. Der Nachmittag gehört dem Thema Kommunistische Partei im Allgemeinen und DKP im Besonderen.
Tag 5: Am letzten Tag fassen wir das Gelernte anhand Lenins Text „Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus“ zusammen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren begeistert von Lenins klarer Sprache – und erstaunt darüber, wie leicht es nach den drei Tagen des Lernens fiel, seinen Gedanken zu folgen.
Vor dem letzten gemeinsamen Mittagessen wurden die Erfahrungen und Anregungen in einer ausführlichen Feedback-Runde zusammengefasst. (Ursula Vogt)
Auch im kommenden Jahr werden im Frühjahr und Herbst Grundlagenschulungen der DKP an der Karl-Liebknecht-Schule in Leverkusen stattfinden. Weitere Informationen: bildung@dkp.de

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"Fünf Tage in Leverkusen", UZ vom 11. November 2022



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