Betr.: UZ Nr. 32, DKP-Debatte

Frust abbauen

Von Reiner Bielicke, per E-Mail

Ich kann sie nicht mehr hören, diese aus meiner Sicht „Weinerlichkeit“ über die teilweise Handlungsunfähigkeit unserer Partei. Ich sehe die Lösung des Problems zum einen im Wollen und zum anderen in organisatorischen Anpassungen.

Es kann nicht sein, dass in viel zu vielen Organisationseinheiten einer oder vielleicht zwei die ganze Arbeit machen und der Rest „guckt zu“. Diese „Zugucker“ einzubinden ist ebenfalls Leitungsaufgabe. Es war früher gute Tradition, dass der Kreiskassierer passive Genossen zu Haus aufsuchte – das wäre vielleicht mal eine Maßnahme, die bei Aufteilung auf mehrere Köpfe mit relativ wenig Aufwand einiges erreichen könnte? Es wird über die Überalterung in unserer Partei geklagt. Nun, dagegen gibt es ein Patentrezept und das ist die Gewinnung neuer Interessenten, aus denen neue Mitglieder rekrutiert werden können. Die Webpräsenz hat zwar in meinem Fall gereicht (aber auch nur, weil ich meine Entscheidung schon getroffen hatte), das ist aber nicht der Regelfall. Regelfall ist, dass man mit den Leuten ins Gespräch kommen muss, und dazu dient die Öffentlichkeitsarbeit, als da wären Infostände, hin und wieder eine Veranstaltung.

Zur notwendigen Organisation ist der Vorschlag zu machen, dass zum einen die Grundorganisationen dazu verpflichtet werden, dem Bezirk bis Ende Februar eine Jahresplanung der Gruppenarbeit vorzulegen. Und das sollte sich nicht in der Festlegung der Termine der Mitgliederversammlungen erschöpfen. Vielmehr muss eine Verpflichtung her, ein Mindestmaß an Öffentlichkeitsarbeit zu planen, durchzuführen und darüber zu berichten. Die Bezirke sollten dazu verpflichtet werden, regelmäßige Treffen mit den GO-Vorsitzenden durchzuführen, zum einen wegen der Koordination von Maßnahmen, zum anderen auch um Rechenschaft abzulegen, Fehler zu analysieren und Verbesserungsmaßnahmen zu erarbeiten. Organisation: Wir haben Mitte August und ich habe noch keine Beitragsmarken für 2016 bekommen!

Und die von uns ersehnte Revolution ist zwar historisch zwingend, kommt aber nicht von alleine. Rosa meinte mit der Parole „Sozialismus oder Barbarei“ sicher auch, dass jede Genossin, jeder Genosse sich diese Alternative täglich aufs Neue bewusst machen muss. Hilft beim Frust abbauen und hilft auch, wenn notwendig, noch irgendwo schlummernde Restkräfte zu mobilisieren. Es muss doch irgendwie gelingen, aus diesem Schlafwagenabteil wieder eine kämpferische Truppe zu formen.

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"Frust abbauen", UZ vom 18. August 2017



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