Sohn erinnert an den Kommunisten und UZ-Korrespondenten

Fritz Seibert zum 100.

Von Klaus Seibert

Fritz Seibert entstammte einer linken, sozialdemokratischen Arbeiterfamilie. Sei Vater wurde von den Nazis verfolgt und starb an den Folgen der Haft. Das prägte die Haltung des jungen Rundfunkmechanikers, und so beendete er für sich den verbrecherischen Krieg bei der ersten günstigen Gelegenheit 1944 in der Slowakei und ließ sich von der Roten Armee gefangen nehmen. Die Nazis verurteilten in deshalb in Abwesenheit zum Tod.

Aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, war für ihn klar, dass Faschismus und Krieg nie wieder passieren dürfen. Deshalb war sein erster Gang in der Heimat ins Offenbacher Büro der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Er wurde einer der Redakteure ihrer Zeitungen. Ein untrügliches Merkmal von ihm war, dass er einen Großteil seiner Artikel mit einer mechanischen Reiseschreibmaschine in der Bahn schrieb. Während seine Kollegen mit dem Auto zurückfuhren, war er bei Ankunft mit seinen Artikeln und Reportagen schon fertig. Manche nannten ihn sogar den zweiten rasenden Reporter, nach seinem großen Vorbild Egon Erwin Kisch.

Elf Jahre nach der Nazi-Diktatur wurde seine KPD schon wieder verboten. Sie stand der Adenauer Regierung bei der Wiederaufrüstung und der damit verbundenen endgültigen Teilung Deutschlands im Weg. So musste mein Vater wie tausende andere kommunistische Funktionäre ins Gefängnis, manche nach KZ- und Zuchthaus unter den Nazis nun das zweite Mal.

Nach dieser Zeit schlug er sich mit Hilfsarbeiterjobs durch bis er wieder als Redakteur neugegründeter linker Zeitungen als Journalist aktiv werden konnte. 1965 starb seine Lotti und er musste sich mit seinen zwei Söhnen alleine durchs Leben schlagen bis er seine zweite große Liebe, Maria, traf. Nach der Neukonstituierung der kommunistischen Partei, der DKP, 1968 wurde er Korrespondent für ihre Zeitung „Unsere Zeit“ (UZ) für Hessen, Rheinland Pfalz und das Saarland. Oft wurde er auch von der UZ-Zentralredaktion ins Ausland geschickt. Dort lernte er viele neue Freunde kennen, bei denen er dann sogar öfters mit Maria den Urlaub verbrachte. Faszinierend und einfühlsam konnte er darüber schreiben und berichten, genauso wie über die Situation der Heimarbeiter in der Lederwarenindustrie – der Babscher – in seinem Wohnort Hausen. Oder über die Offenbacher Metallarbeiter oder über die Autobauer bei Opel. Er war auch Verfasser mehrerer Bücher, darunter seine Autobiografie „… und nicht vergessen“ (1995).

Seine Weltoffenheit, Toleranz und Anerkennung der Leistungen der arbeitenden Menschen hat er versucht, uns Kindern beizubringen. Doch das aller Wichtigste für ihn war nach dem einen Motto zu leben: „Nie wieder Faschismus!“ Er wurde 88 Jahre alt und zusammen mit seiner Lebensgefährtin Maria, die kurze Zeit vorher gegangen war, auf dem Hausener Waldfriedhof beigesetzt.

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"Fritz Seibert zum 100.", UZ vom 21. Juli 2017



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