Die III. Weltfestspiele 1951 in Berlin auf YouTube

Freundschaft siegt

Ganz viel Pathos, ganz viele rote Fahnen und relativ junger Farbfilm – da ist die DEFA der 50er am Werk. Zusammen mit der russischen Filmagentur Mosfilm produzierte sie eine Dokumentation der III. Weltfestspiele der Jugend 1951 in Berlin, die ziemlich weit weg von dem ist, was wir heute von ZDF Info und N24 gewohnt sind. Nach ruhigen, fröhlich-beschwingt musikalisch unterlegten Aufnahmen aus der DDR, Albanien, Bulgarien, China und weiteren Ländern des sozialistischen Aufbaus knallt es und es folgen Kriegsbilder. Was erst mal ziemlich jump-scared ist, ist nur konsequent. Der Kontrast zwischen den Bildern des Friedens und des Aufbaus auf der einen und des zerbombten Korea, das um sein Recht auf Selbstbestimmung kämpfte und dafür von der Mördermacht in Schutt und Asche gelegt wurde, auf der anderen Seite ist treffend und prägt die folgenden 100 Minuten. Der Film ist keine Fotografie eines Festivals, sondern Dokument des Friedenskampfs der kommunistischen Weltbewegung, der nie leere Floskel, sondern immer Klassenkampf war. 1951 feierte er sich in der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik – mit Recht.

Es waren krasse Umstände, unter denen 26.000 Jugendliche anreisten. Die BRD sperrte sich gegen die Einreise zum Beispiel der französischen Genossinnen und Genossen, die daraufhin ein Schiff organisierten und über Polen nach Berlin reisten. Nicht weniger Probleme hatte die FDJ aus Westdeutschland. Gerade frisch verboten und illegal, gelangten ihre Mitglieder, von bewaffneten Truppen verfolgt, in die DDR.

Für die Veranstaltung selbst wurden in weniger als einem Jahr Gebäude und Sportstätten aus dem Boden gestampft. Am 5. August, bei der feierlichen Eröffnung der Spiele, liefen Delegationen aus 104 Ländern in das Stadion ein – und an den Kameras vorbei. Die Solidarität mit der jungen Volksrepublik Korea ist immer präsent. Es gibt Standing-Ovations für ihre Delegation. Auf der Arena sind Forderungen für Frieden gepflanzt und die Stadtaufnahmen zeigen ein, vorwiegend rotes, Fahnenmeer.

Klar, der Film spielt mit Pathos wie Vice.de mit Berichten über Drogenskandälchen. Aber, das sollte man bedenken, dieses Pathos ist nicht künstlich, sondern ein gar nicht so unpassender Salut an hunderttausende kämpfende Jugendliche in einer Zeit des sich verschärfenden Klassenkampfs. Eine Zeit, in der in Westdeutschland die Polizei auf FDJler schoss und 1952 den 21-jährigen Philipp Müller ermordete, in der ein relevanter Teil der teilnehmenden Organisationen des Weltbundes der Demokratischen Jugend (WBDJ) in ihren Heimatländern verboten waren. Aber eben auch eine Zeit, in der die UdSSR, die DDR und viele weitere Länder zeigten, wie das geht: Sich selbst regieren, ohne Kapitalismus und Krieg. Diese Zeit auf Filmrollen festzuhalten, das hat der Film geschafft. Grund Nummer eins, ihn zu gucken.

Grund Nummer zwei? Die Originalaufnahmen von Nazim Hikmet, Wilhelm Pieck, Pablo Neruda, Anna Seghers und von Max Reimanns Rede aus traurigem Anlass – des Überfalls auf eine friedliche FDJ-Demonstration.

Grund Nummer drei? Nicht, um zu betrauern, was man verloren hat, sondern um sich zu erinnern: Dieses Festival war möglich. Dabei nicht zu vergessen: Die Weltfestspiele finden heute noch statt, der WBDJ existiert nach wie vor, getragen von über 30 Millionen Jugendlichen aus aller Welt. Nicht alles aus der Tradition der kommunistischen Weltbewegung ist mit 1989/90 verloren gegangen, wir sind ein Beweis dafür. Das macht Mut. Und wer weiß, wenn wir dran bleiben, gibt es vielleicht irgendwann solche Feste auch wieder in einem sozialistischen Deutschland.

www.youtube.com/watch?v=4iXoXzPsYLo

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"Freundschaft siegt", UZ vom 30. Juli 2021



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