Die Artikel von Klaus Wagener sind in der Regel ein Genuss. Auch hier stimmt für mich – soweit ich es verstehe – inhaltlich alles an der Filmbesprechung des neues Films über Pablo Neruda.
Aber die Sprache! Sollen nur hochschulgebildete LeserInnen wissen, was „ein postmoderner Abgesang“ sein könnte? Gibt es auch einen modernen Abgesang, einen unmodernen Abgesang, sonst noch einen modischen Gesang?
„Der Dichter ist eine Projektion seines Verfolgers, der Verfolger eine Projektion des Dichters und beide eine Projektion des Regisseurs …“ Wie?
„Der Film hat … einen eher fiktionalen Charakter.“?
„Der Berg … gerät … zum Vehikel der Dekonstruktion.“ Was ist gemeint?
„Boheme des existentialistischen Nachkriegs-Paris.“ Muss der/die UZ-Leser/in erst viel über Paris nach 1945 und über Philosophie gelesen haben, um diesen Schlenker verstehen zu dürfen?
„… im Flitter des Auszeichnungszirkus zu reüssieren.“
In der Sprache erhebt sich der Bildungsbürger selbstverliebt über andere, nicht so gebildete Schichten des Volkes und der Arbeiterklasse. (siehe Kritik von Eribon/Frankreich und Baron/ND-BRD) Das sollten wir lassen. Die alte KPD der Vorkriegszeit hatte bei ihren oft komplizierten Broschüren zur Theorie des Marxismus usw. jeweils ein sehr sinnvolles Fremdwortverzeichnis zum Verständnis angehängt. Müssen wir darauf bestehen, so etwas in der UZ um der Lesbarkeit für alle auch eingeführt wird?