In seinem Beitrag zur Erinnerung an die Tötung des Vorsitzenden der italienischen Christdemokraten, Aldo Moro, vor 40 Jahren schreibt der Verfasser, dass 1976 an die Spitze der linksmilitanten Roten Brigaden (BR) ein Mario Moretti getreten sei, den Curcio – ein Gründungsmitglied der BR – „später als Spion entlarvte“. Als Quelle gibt der Autor den Interviewband mit Renato Curcio „Mit offenem Blick“ (Berlin 1997) an.
Nur vermag ich eine solche Bestätigung in dem Buch beim besten Willen nicht zu finden. Die Frage, ob er, Curcio, es für möglich halte, dass die BR während der Moro-Entführung „fremdgesteuert“ gewesen wären, verneint er: „Gemäß meiner Kenntnis der Fakten und Personen habe ich bis zum heutigen Tag nicht den kleinsten Anhaltspunkt gefunden, um anzunehmen, die BR könnten eine ferngesteuerte und nicht authentische Erscheinung gewesen sein. Das gilt auch für die Moro-Entführung.“ (Ebd., S. 149) Moretti nennt er dort weiterhin „Genosse“ (S. 150). Das Wiedersehen mit ihm im Knast nach zehn Jahren beschreibt Curcio so: „Die Begegnung [war] herzlich und sehr intensiv. Um die gegenseitigen Ansichten zu begreifen, reichten ein Blick, eine Umarmung und wenige Worte.“ (S. 184). Das klingt nicht nach „Spion“.