Zu Johnsons Einladung an drei Millionen Hongkonger

Freiheitshelden

Die Hongkonger „Freiheits- und Demokratiekämpfer“ haben es momentan nicht leicht. Ihr erklärter Held, Donald „Make Hongkong Great Again“ Trump, steht zuhause ziemlich unter Druck. Die Corona-Pandemie hat die Schwächen der „westlichen“, neoliberal zugerichteten Gesundheitssysteme schonungslos offengelegt. Es fehlte monatelang selbst am banalsten medizinischen Equipment. Dazu kam ein eklatantes Versagen des operativen Krisenmanagements. Zigtausende starben, die leicht hätten gerettet werden können. Und nun die gewaltige Protestbewegung seit dem Tod von George Floyd. Es macht sich nicht so gut, in Hongkong als großer Freiheitsheld und unerschrockener Kämpfer gegen Polizeiwillkür und Unterdrückung auftreten zu wollen, wenn die eigene Polizei zuhause routinemäßig Menschen umbringt. Durchschnittlich drei pro Tag.

Ähnlich miserabel ist die Bilanz von Boris Johnson. Großbritannien liegt mit 622 Toten pro 1 Million Einwohner nach Belgien weltweit auf dem zweiten Platz der Pandemie-Statistik. Entsprechend intensiv ist auch dort die Suche nach Sündenböcken. Und auch für „BoJo“ bietet sich die nun wiederentdeckte „chinesische kommunistische Partei“ geradezu an. Auf die antikommunistischen Reflexe will man im Kalten Krieg 2.0 auch in Downing Street 10 keinesfalls verzichten.

Der große Trumpf des „Westens“ gegen China heißt Hongkong. Hongkong war 155 Jahre lang eine in den Opiumkriegen geraubte britische Kolonie. Natürlich ohne auch nur eine Spur von Demokratie und Freiheit. Was die US-gesteuerten Hongkonger Schwarzmasken aber nicht hindert, die Flaggen des britischen und des US-Imperiums aufzuziehen.

Nachdem die Führung in Peking klargemacht hatte, dass nach einem Jahr des exzessiven Vandalismus und des brutalen Verprügelns Unbeteiligter Schluss zu sein hat, war „BoJo“ auf die absurde Idee verfallen, drei Millionen Hongkonger, also chinesische Bürger, mit einem britischen Pass auszustatten. Sehr zur „Freude“ seiner Tory-Anhänger, die ihm gerade wegen einiger tausend ungeliebter EU-Ausländer in den Brexit-Wahlen zu einem Erdrutschsieg verholfen haben. Für Großbritannien wird ein BIP-Einbruch von 12 bis 14 Prozent prognostiziert. Es wäre für das Land, wie auch für die Europäischen Länder insgesamt, von entscheidender Bedeutung, gute Beziehungen zu den asiatischen Boomtowns, allen voran China, aufzubauen und zu pflegen, statt in Vasallentreue zu einem immer mehr ins Chaos abdriftenden US-Imperium zu verharren.

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"Freiheitshelden", UZ vom 19. Juni 2020



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