„Sommer, Sonne, Freibad zu“, meldete die „Tagesschau“ am 3. Juli. Geöffnete Freibäder seien in Deutschland keine Selbstverständlichkeit mehr, es fehle an Personal. Viele Gemeinden verkürzen die Öffnungszeiten. In der Sendung thematisierte ein erfahrener Bademeister die Bezahlung als das größte Problem. „Im öffentlichen Dienst liegst du in den Eingangsstufen zwischen 2.600 und 2.700 Euro brutto, über die Jahre geht das dann hoch bis auf 3.200 Euro“, rechnete er vor. Es gebe aber viele Privatbetreiber, die unterdurchschnittlich bezahlen. „Da gehen einige mit 2.000 Euro brutto nach Hause, davon kann man nicht leben.“
Aber die Sendung greift zu kurz. Bereits vor der Corona-, Heizkosten- und nun Facharbeitermangel-Krise haben in der Bundesrepublik jährlich etwa 70 öffentliche Bäder dichtgemacht. Zwischen den Jahren 2000 und 2019 ist die Zahl öffentlicher Bäder, also Hallenbäder, Freibäder und Naturbäder, um fast 1.400 zurückgegangen, übrig geblieben sind keine 6.500. Und dieses Bädersterben führt dazu, dass hierzulande immer weniger Kinder schwimmen können.
Zwar sind aktuell unter den Opfern von tödlichen Schwimmunfällen vergleichsweise wenige Kinder zu beklagen. Dennoch betrachtete die Präsidentin der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), Ute Vogt, bei der Vorstellung der „Statistik Ertrinken“ des Jahres 2021 „mit großer Sorge, dass heute immer weniger Kinder sicher schwimmen können“. Sie befürchtete langfristig mehr Heranwachsende unter den Opfern und stellte darüber hinaus fest: „Schwimmen ist eine Kulturtechnik wie das Lesen, Schreiben und Rechnen. Jedes Kind muss das bis zum Ende der Grundschule sicher beherrschen können.“ Dafür brauche es in der ganzen Republik mehr Schwimmbäder und mehr ausgebildetes Personal an den Schulen.
Und damit wären wir wieder beim Geld. Die Kommunen brauchen Geld, um die Schwimmbäder zu erhalten, die Länder, um das Personal an den Schulen angemessen zu bezahlen. In der aktuellen Debatte um den Haushalt der Bundesrepublik haben die Regierungsparteien die Weichen in eine andere Richtung gestellt. Werner Sarbok