Frauenpolitik der DKP – Orientierungen, Aktivitäten, Probleme

Von Marianne Konze

Aus: 25 Jahre DKP – Eine Geschichte ohne Ende, Heinz Stehr, Rolf Priemer (Hrsg), Neue Impulse Verlag, 1993

Die Neukonstituierung der DKP geschah in einer Zeit, in der zunehmend über die gesellschaftliche Stellung der Frau diskutiert wurde. Das althergebrachte Frauenleitbild der drei „K’s“ (Küche, Kinder, Kirche) geriet erheblich ins Wanken. Die kapitalistische Indus­trie brauchte die Frauen als (…) billige Arbeitskräfte. 35 Prozent aller Erwerbstätigen waren 1970 Frauen, darunter viele Mütter mit mehreren Kindern.

Direkt in den Produktions- und Ausbeutungsprozess einbezogen, in der Öffentlichkeit mit sozialen, ökonomischen und rechtlichen Benachteiligungen konfrontiert, begannen immer mehr nach Ursachen zu fragen, Auswege zu suchen. Ihre Bereitschaft, sich in Gewerkschaften zu organisieren, wuchs. Ihr Engagement in betrieblichen, Sozialen, Solidaritäts- und Friedensinitiativen verbanden sie mit den Forderungen nach Gleichberechtigung (…). In der außerparlamentarischen Opposition (APO), in linken Studentenorganisationen, bildeten sich Frauengruppen, „Weiberräte“ mit radikalen Forderungen für das private, organisatorische und gesellschaftliche Zusammenleben. Der DGB verabschiedete 1969 sein erstes „Programm für weibliche Arbeitnehmer“ und erklärte 1972 zum „Jahr der Arbeitnehmerin“. Aus der Forderung: „Für die Selbstentscheidung der Frau, weg mit dem § 218“ wurde eine Massenbewegung.

Kommunistinnen gehörten nach der Zerschlagung des Hitlerfaschismus beim Wiederaufbau unseres Landes zu den Frauen der ersten Stunde. In Kommunal- und Landesparlamenten, im Deutschen Bundestag, in gewerkschaftlichen, betrieblichen und Wohlfahrtsausschüssen, im Demokratischen Frauenbund (DFD, der 1957 in der BRD als angebliche kommunistische Tarnorganisation verboten wurde), in der Westdeutschen Frauenfriedensbewegung (WFFB), haben sie für Frauen- und Familieninteressen, gegen die Wiederbewaffnung, für die Einheit Deutschlands, für die Völkerfreundschaft und Frieden gekämpft.

In der jungen DKP ging es ihnen darum, dass ihre Partei nicht nur in der Tradition kommunistischer Frauenpolitik die Arbeit wieder aufnahm, sondern entsprechend den neuen Herausforderungen aktiv in die Auseinandersetzungen eingreift. (…) Die bürgerliche Ideologie zur Rolle der Frau wurde den entwickelten Produktionsbedingungen der kapitalistischen Wirtschaft angepasst: Das Heimchen am Herd sollte nun mitverdienen, sollte ehrenamtlich gesellschaftliche Arbeit leisten, sollte nach der Kindererziehung (…) wieder berufstätig werden, sollte modern und flexibel die „Wahlfreiheit zwischen Familie und Beruf“ nutzen.

Dieses geänderte Rollenklischee schaffte jedoch mehr Schuldkomplexe als Selbstbewusstsein. Es wurde alles getan, um das wachsende Aufbegehren der Frauen zu kanalisieren. Von den wirklichen Verursachern und Profiteuren fehlender Gleichberechtigung wurde abgelenkt. Aus gesellschaftlichen Konflikten wurden privates Versagen und Geschlechterkonflikt konstruiert. (…)

Wir taten uns schwer

Der in Teilen der Frauenbewegung sehr umstrittene Grundsatz des Marxismus: Der Kampf um Gleichberechtigung und Gleichstellung ist Teil der Klassenauseinandersetzungen, ist Bestandteil des Klassenkampfes, wird heute deutlicher denn je. Mit der Spezifik der Frauenfrage, der zusätzlichen Ausbeutung, der doppelten Belastung und Unterdrückung in Gesellschaft, Familie und Partnerschaft, in ihrer gesamten Lebenssituation, haben wir uns als kommunistische Partei in Geschichte und Gegenwart schwer getan. Auch war und ist es immer noch ein schwerfälliger Prozess, in der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung den männlichen Teil für den Kampf um Frauenrechte zu gewinnen. Gemeinsamer Kampf war und bleibt ständige Erziehungsarbeit in jeder Gemeinschaft, auch in einer kommunistischen Partei. Da gibt es keinen Automatismus und es hilft auch nicht allein die richtige Feststellung: Wer die Menschheit von Unterdrückung und Ausbeutung befreien will, kann eine Hälfte der Menschheit nicht ausschließen.

In unserer praktischen und theoretischen Arbeit ging es darum nachzuweisen, dass durch fehlende Gleichberechtigung, z. B. durch Lohndiskriminierung der Frau, die arbeitende Bevölkerung insgesamt betroffen ist. Es gibt zu wenige Beispiele, wo Belegschaften und Gewerkschaften insgesamt den Kampf gegen den Lohnbetrug unterstützt haben. „Im Jahr 1979 geschah es das erste Mal: eine Gruppe Gelsenkirchener Fotolaborantinnen wagten den Aufstand. Mit der Forderung nach gleichen Löhnen zogen sie vors Arbeitsgericht …“ Ihre Gewerkschaft Druck und Papier hat die Kolleginnen bis zum Bundesarbeitsgericht in Kassel unterstützt, wo sie Recht bekamen. (…)

Konkurrenzdenken und Entsolidarisierung zwischen Männern und Frauen, zwischen ausländischen und einheimischen Kolleginnen und Kollegen, hat den arbeitenden Menschen nie geholfen, den Druck des Großkapitals abzuwehren.

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"Frauenpolitik der DKP – Orientierungen, Aktivitäten, Probleme", UZ vom 2. März 2018



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