Über 10 Jahre Nichtbeteiligung am Krieg gegen Syrien

Filmwahrheiten

Die kurdische Guerilla von Rojava ist nicht allein. Sie hat mehr Freunde als nur die MLPD und die „Marxistische Linke“. Denn seit Herbst 2014, als der „Islamische Staat“ angriff und die Kämpfe um Kobane in Nordsyrien begannen, werden die Volksverteidigungsgruppen (YPG) von US-Spezialkräften unterstützt. Sie proklamieren, mit einer internationalen Koalition gegen den zuvor von ihnen ausgerüsteten IS zu kämpfen – um genau das dann gegen die syrische Regierung zu tun. Seitdem hört man hierzulande Zeitgenossen davon reden, dass das US-Militär eine Art internationalistischer Helfer sei, während andere Freunde der kurdischen Sache in Syrien lieber über diesen eher ungewöhnlichen Partner beim Aufbau der „Revolution von Rojava“ schweigen. Zur Erinnerung: Eine Revolution ohne Verdrängung einer Klasse durch eine andere, bei der auch dieses ewiggestrige Beharren auf dem Besitz der Produktionsmittel in den Händen der Arbeitenden unwichtig ist. Deshalb ist die Verfügung über Teile des syrischen Erdöls vor Jahren mit freundlicher Hilfe der YPG ganz modern zu Gunsten der USA geregelt worden – natürlich ohne den bisherigen Besitzer zu fragen, wie es ja schließlich bei einer Revolution auch nie üblich war.

Die mutigen YPG-Frauen, die den IS bekämpft haben, sind noch weniger allein. Sie können auf die ehemalige US-Verteidigungsministerin Hillary Clinton zählen – die wird sie bald in Hollywood-Manier ver- und entwerten. Ende Januar gaben Clinton und ihre Tochter Chelsea bekannt, dass sie aus dem Buch „Die Töchter von Kobane“ eine Serie für Apple TV+ über die kurdischen Guerilleras machen werden. Kämpferinnen für Gleichberechtigung seien jene Milizionärinnen, die Hillary Clinton besingen möchte – auch wenn denen (hoffentlich) nicht danach ist.

Allein sind nur die NATO-Staaten, und zwar mit ihrer Wahrheit: Zehn Jahre, nachdem die imperialistischen Staaten mit Duldung und indirekter Bewaffnung des Islamischen Staats den zum „Bürgerkrieg“ umgelogenen Angriffskrieg gegen Syriens Regierung vom Zaun brachen und sich durch die lustlose Bekämpfung des IS eine Legitimation für Angriffe auf syrische Truppen erzwangen, heuchelten nun fünf NATO-Außenminister (inklusive des deutschen, der so gern nicht nur Statist wäre) Anteilnahme. „Diese Tragödie“ dürfe kein „weiteres Jahrzehnt“ dauern. Verglichen mit dieser Fantasy-Story ist selbst Hillarys Liebeserklärung für den bewaffneten Kampf freier Frauen kein Kino.

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"Filmwahrheiten", UZ vom 26. März 2021



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