Das Zitat „Fight the current“ (Bekämpfe das Herrschende) stammt nicht etwa von G20-Gegnern, sondern aus einem Songtext der Chicagoer Punkrock-Band „Rise against“. Rise against ist nicht eine unserer klassisch linken und sehr engagierten, aber leider doch eher unbekannten Bands. Sie erreichen weltweit ein junges Massenpublikum. Ihre Alben belegen regelmäßig Topplatzierungen in den deutschen Charts und schneiden in anderen Ländern – wie in den USA – ähnlich gut ab.
Rise against sind nicht erfolgreich, weil sie wie Justin Bieber die Herzen junger Mädchen brechen oder eben dem Mainstream nach dem Mund singen. Sie bleiben durch allen Erfolg hinweg dem Anspruch treu, den sie laut eigener Aussage haben: Politische Inhalte über Musik zu vermitteln. Das war für die Band überhaupt erst der Grund, sich mit Musik zu beschäftigen. Das Repertoire an Themen reicht von Antirassismus und Umweltschutz über Anti-Bush, Homophobie und den Krieg gegen Irak bis hin zu ernsthafter Systemkritik und dem ständigen Aufruf, selber für eine bessere Welt aktiv zu werden.
Ihre olitische Aktivität geht aber darüber hinaus, nämlich gegen das System anzusingen. Sie sind selber als Aktivisten in verschiedenen politischen Kampagnen dabei. Dass sie dabei auch schon einen Verbrecher wie Obama im Wahlkampf unterstützt haben, ist problematisch, aber zeigt, dass das Fehlen einer Wahlalternative dazu führen kann, dass fast alle, auch radikale Linke, in den USA zur Wahl der Demokraten aufrufen. Für uns sollte das kein Grund sein, diese Band zu meiden.
Die Frage ist, ob es Möglichkeiten gibt, unsere politische Arbeit zu stärken und diese zu vereinfachen, wenn Menschen eine solche, systemkritische Musik hören. Rise against sagt dazu selbst, dass ihnen bewusst ist, dass große Teile ihres Publikums – nämlich der Teil, der noch nicht politisiert ist – die Message ihrer Texte nicht versteht. Diese Band wird eben nicht (nur) wegen des starken Inhalts, der oft in Metaphern verpackt ist und deswegen nicht immer offensichtlich, sondern auch wegen der starken musikalischen Leistung gefeiert.
Sich mit linker Musik und Kultur von Hannes Wader über Rise Against bis zu KIZ zu beschäftigen, kann sehr lohnenswert sein. Wenn wir die Bands gut kennen, vielleicht sogar selbst mögen, können wir mit ihren Fans über die politischen Inhalte der Lieder diskutieren und so in eine Auseinandersetzung über Kapitalismus und die Möglichkeit einer besseren Gesellschaft, den Sozialismus, kommen. An manchen Orten hat die SDAJ genau das am Beispiel KIZ getan, auch mit unpolitischen Freundeskreisen. Damit konnten wir zeigen, dass es eine nichtkommerzielle Gegenkultur gibt.
Wir haben aber nicht nur eine Gegenkultur zu bieten, sondern auch Lösungsansätze für die Fragen, die systemkritische Musik aufwirft. Rise Against bieten dafür eine Steilvorlage (übersetzt): „Wenn wir in den Kammern des Echos alle taub werden, klatschen wir für Militärparaden und stimmen zu, dass die Banken die Menschen ausrauben.“