Gezeigt werden Bilder Roberto Chiles, die anlässlich der deutschen Exklusivausgabe des Fotobandes mit dem Titel „Fidel es Fidel“ ausgewählt wurden noch bis zum 29. Febuar in der junge Welt-Ladengalerie in Berlin, Torstraße 6.
Der 52seitige Bildband mit Farb- und Schwarz-Weiß-Bildern und Texten von Eusebio leal Spengler, Volker Hermsdorf, Arleen Rodriguez Derivat und Lesbia Vent Dumois wird ergänzt mit einer DVD mit Kurzfilmen von Roberto Chile, ist im Verlag 8. Mai erschienen und kostet 19,90 Euro
Seit den Tagen der Sierra war das Olivgrün das sichtbare Zeichen des ruhelosen Kriegers. Manchmal erschien er aus protokollarischen Gründen in der Guayabera oder in einem klassischen dunklen Anzug, um sich aber dann sofort wieder in die Feldfarben zu kleiden, an den Schulterklappen die schwarzrote Raute zwischen Lorbeerblättern, dem Erkennungszeichen des jefe revolucionario.
So war es bis zu jenem unheilvollen Tag, an dem seine Erklärung uns vor Angst verstummen ließ: Aufgrund seiner persönlichen Entscheidung von den Ämtern zurückgetreten, die er bis dahin durch Akklamation des Volkes innehatte, schien er auch die Uniform zur Seite gelegt zu haben, in der so viele harte und ruhmreiche Schlachten geschlagen und aus deren Garn so viele Höhepunkte der Geschichte der Jetztzeit gewebt worden waren.
Aber Fidel ist Fidel. So hat es jemand ausgedrückt, der ihn länger und besser kennt als wir alle zusammen. Fidel weiß, wie viel das Olivgrün und der Stern des Comandante en Jefe einem Volk bedeuten, dessen Widerstandsgeist sich aus der eigenen Geschichte nährte.
Nach langen Monaten der Ungewissheit erschien Fidel wieder. Kehrte als ein Soldat der scharfen, spitzen, provokativen Ideen zurück. Er war derselbe geblieben, sein Gewehr mit Zielfernrohr hatte sich in eine universelle Waffe verwandelt:in das lebendige Wort, und mit ihm deutete er auf Bereiche, welche die Führer der Ersten Welt nicht zu kümmern scheinen, in einer Epoche, in der Weitblick möglicherweise den Ausschlag zwischen dem Überdauern oder dem Aussterben sämtlicher Lebensformen geben wird.
Auf seinem unermüdlichen Weg in Richtung Horizont, den alle Männer und Frauen auf dieser Welt zu erobern haben, sah man ihn abermals voller Lebenskraft und Treffsicherheit an der Spitze eines immer noch klein geratenen Heeres angesichts der vor ihm liegenden Mission: allen Kriegen den Krieg zu erklären.
In diesen Tagen gönnte Roberto Chile, der für mehr als 25 Jahre das sich in Bewegung befindliche Bild des kubanischen Anführers erfasst hat, der gewohnten Filmkamera Ruhe und wählte das unbewegte Bild, um die Bedeutung dieser entscheidenden geschichtlichen Momente unsterblich zu machen und damit das epische Symbol eines Mannes in der Zeit festzuhalten – ein Sinnbild für alle, die ihr Leben lang kämpfen.
Arleen Rodriguez Derivet
Den Bürgerinnen und Bürgern der Bundesrepublik war ein persönlicher Eindruck von dem großen Revolutionär nicht vergönnt. Die Menschen unseres Sprachraums, die Fidel begegneten, waren – unabhängig von ihrer politischen Einstellung – von dessen umfassenden Wissen, analytischer Klarheit, politischer Festigkeit und Bescheidenheit beeindruckt. Der DDR-Staatratsvorsitzende Erich Honecker äußerte sich mit der gleichen Anerkennung und Hochachtung über seinen Genossen von der sozialistischen Karibikinsel wie der Friedensnobelpreisträger und ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt nach einem neunstündigen Gespräch mit Fidel 1984 in Havanna.
In den Momentaufnahmen ist der Revolutionsführer mal umringt von einer Menschenmenge, mal im Gespräch oder in Gedanken versunken, niemals aber allein. Fidel ist präsent, auch wenn nur seine Hände oder die olivgrüne Mütze mit dem goldfarbenen Stern zu sehen sind. …
Roberto Chile, dem Fotografen und häufigen Begleiter Fidel Castros, ist es gelungen, einen Eindruck von der Persönlichkeit eines Mannes zu vermitteln, der sich wie kein anderer seit seiner Jugend, als Kämpfer, als Staatsmann und immer als Revolutionsführer für die „Verdammten dieser Erde“ einsetzt und die Geschichte unseres Planeten positiv beeinflusst hat. Roberto Chiles Fotos wirken wie die Visualisierung der bekannten Zeilen Bertolt Brechts: „Die Schwachen kämpfen nicht. Die Stärkeren kämpfen vielleicht eine Stunde lang. Die noch stärker sind, kämpfen viele Jahre. Aber die Stärksten kämpfen ihr Leben lang. Diese sind unentbehrlich.“
Volker Hermsdorf
(Texte aus dem Bildband)