Mit dem „Operationsplan Deutschland“ wird die Bundeswehr auf den großen Krieg getrimmt. Soldaten sollen ihre Angelegenheiten regeln

Fertigmachen zum Einsatz

Hoher Besuch bei der Panzertruppe. Am 18. April ab 10 Uhr nimmt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) höchstselbst auf dem Truppenübungsplatz Munster die Übung „National Guardian“ ab. Nach dem üblichen Fototermin (Präsident inmitten von Rekruten der Panzertruppenschule) folgt der ernste Teil der Veranstaltung, nämlich die „Einweisung in den Operationsplan Deutschland“. Mit dem „OPLAN DEU“ findet die planmäßig betriebene Ausrichtung der Bundeswehr zu einer Offensivarmee ihren vorläufigen Höhepunkt. Seine Umsetzung in Heer, Luftwaffe und Marine steht für die nächsten Monate an.

Der „OPLAN DEU“ ist der militärische Baustein in der sogenannten „Gesamtverteidigung“ und ergänzt damit das Ende März durch die Ampelregierung frisch aufgelegte „Konzept Zivile Verteidigung“ (siehe UZ vom 5. April 2024). Nach der Gründung des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr (TerrFüKdoBw) im Herbst 2022 begann ab März 2023 unter Federführung von Generalmajor André Bodemann die Ausarbeitung des „OPLAN DEU“. Seine Kernaussagen wurden am 25. Januar 2024 in der Berliner Julius-Leber-Kaserne einem handverlesenen Publikum vorgestellt. Darunter auch der Ex-Commanding General der US-Truppen Ben Hodges, der darauf drängte, dass auch die Infrastruktur Deutschlands als NATO-Truppendrehscheibe („Host-Nation-Support“) ausgebaut werden müsse. Sein Wunsch: „panzerfitte Autobahnen“.

Wegen seiner militärpolitischen Brisanz ist das einige hundert Seiten starke Strategiepapier als geheim eingestuft, Details werden vom TerrFüKdoBw unter der Decke gehalten. Laut Generalmajor Bodemann geht es um kein „Gedankenkonzept, sondern tatsächlich etwas Handfestes, was am Ende auch funktionieren kann“. Wem es an konkreter Fantasie mangelt, was da am Ende „auch funktionieren“ soll, wirft einen Blick in die aktuellen Monatspostillen der Teilstreitkräfte. Dort lassen sich an die jeweilige Truppengattung angepasste Einsatzszenarien für den bevorstehenden Krieg nachlesen.

So mahnt Generalarzt des Heeres Rolf von Uslar im Leitartikel der April­ausgabe der „Wehrmedizin“ die rasche Kriegsertüchtigung seiner Sanitätseinheiten an. Der „OPLAN DEU“ mache es „erforderlich, den Krieg zu denken“. Die Bundeswehr müsse sich „nach 1955 und 1990 – zum dritten Mal in ihrer Geschichte neu gründen“, der Feind sei eben „nicht mehr der schlecht ausgebildete Kämpfer mit AK-47“ (Anspielung auf Afghanistan), „sondern ein technologisch hochgerüsteter (near-)peer enemy“ (ebenbürtiger Feind). Düstere Aussichten. Denn dessen „leistungsfähige Flugabwehr“ verhindere „unsere eigene Luftherrschaft oder auch nur Luftüberlegenheit“. Der damit entstehende „Massenanfall von Verwundeten“ stelle die schutzlos dem Gegner ausgesetzte Truppe vor schier unlösbare Aufgaben. Die Abhilfe dafür sieht er nicht in den „unfreiwilligen“, „gepressten“ Grundwehrdienstleistenden, sondern im Personalaufwuchs aus Verpflichteten, Reservisten oder Heimatschutzsoldaten. Einen Stellenplan zur Aufstockung der Sanitätstruppe liefert der Generalarzt gleich mit –wahrscheinlich zum Entsetzen der Geheimnisschützer vom Militärischen Abschirmdienst (MAD). Nach dem Appell an die Mannschaften, vor dem Ausrücken an „Testament, Patientenverfügung, Vollmachten etc.“ zu denken, folgt der wenig hoffnungsvolle Schlusshinweis: „Die Versorgung unserer Kinder oder pflegebedürftigen Angehörigen müssen wir individuell klären. Daher bitte ich dringend, in Familie oder Freundeskreis Unterstützung zu gewinnen für den Fall eines kurzfristigen Einsatzes unserer Streitkräfte.“

Nur konsequent, dass sich in der gleichen Ausgabe der „Wehrmedizin“ die „Sanitätsstaffel Einsatz Hammelburg“ mit der Sortierung der Verwundeten, Toten und Sterbenden („Triage“) beschäftigt. Ziel ist die Rückführung noch verwendungsfähiger Soldaten an die Front, Selektion hat Priorität vor Behandlung, da es „sinnvoll ist, den Triagearzt bei erhöhtem Verwundetenaufkommen nicht zusätzlich in der Behandlung zu binden“.

Mit dem Thema „Sterben für westliche Werte“ kennt sich auch der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg aus. Er hält beim Truppenbesuch Steinmeiers den Feldgottesdienst ab. Vielleicht zeigt er dem Präsidenten eines der Mitbringsel, das die Evangelische Kirche seit zwei Jahren in hoher Auflage für die Bundeswehr produziert hat: „Wir haben Taschenkarten und Handouts entwickelt, die darüber informieren, wie man mit Kindern und Erwachsenen über Tod und Verletzung spricht.“

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"Fertigmachen zum Einsatz", UZ vom 12. April 2024



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