Seit vielen Monaten wird von Frauenbündnissen der Internationale Frauentag am 8. März vorbereitet – oft Hand in Hand gemeinsam mit Gewerkschafterinnen. Das bundesweite Frauenstreikbündnis ruft unter dem Motto „Die Krisen stecken im System – feministisch streiken weltweit!“ zu Demonstrationen und Kundgebungen auf. ver.di fordert im Aufruf zum Frauentag unter anderem die Aufwertung und bessere Bezahlung frauenspezifischer Arbeit, kürzere Arbeitszeiten, die Umverteilung unbezahlter Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern und die Stärkung der Tarifbindung. Beim DGB-Aufruf geht es neben weiteren Themen um existenzsichernde Einkommen, die Schließung der Lohnlücke und den Fachkräftemangel, der ohne Frauen und entsprechende Arbeitsbedingungen nicht zu beheben ist.
Der 8. März des Vorjahres hat gezeigt: Wenn zusammengeht, was zusammengehört, wächst die Stärke und Kraft der Frauenbewegung. An diesem Tag fand der erste Frauenstreik in Deutschland statt. Die Beschäftigten vom Sozial- und Erziehungsdienst mit einem Frauenanteil von über 80 Prozent streikten für bessere Eingruppierung und gute Arbeitsbedingungen und waren gemeinsam mit der Frauenbewegung auf der Straße. So gab es in Stuttgart die größte Frauentagsdemonstration seit Jahrzehnten mit 4.000 Teilnehmenden – doppelt so viele wie ein Jahr davor. Diese Entwicklung zeigt deutlich: Frauenkampf ist Klassenkampf. Es geht um die Entwicklung eines Prozesses des Zusammenwachsens, um das Sammeln von praktischen Erfahrungen, um das Entwickeln von Stärke und letztlich darum, gemeinsam und solidarisch für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung zu kämpfen.
Auch in diesem Jahr wird aufgrund der guten Erfahrungen der Frauentag vom Aktionsbündnis zusammen mit vielen Frauengruppen, ver.di und DGB-Frauen vorbereitet. Die Tarifauseinandersetzung im öffentlichen Dienst ist am kochen, insbesondere nach dem miesen Angebot von 5 Prozent – verteilt auf 27 Monate. Bei vielen Beschäftigten in den unteren Lohngruppen – das sind meist Frauen – wird die Armut zunehmen, weil steigende Mieten und hohe Energie- und Lebensmittelpreise kaum noch bezahlt werden können. In einer Erklärung von ver.di zu diesem „krass unsozialen“ Angebot heißt es: „Die Inflation lag 2021 und 2022 zusammengerechnet bei 11 Prozent, der Reallohnverlust, der sich daraus ergibt, muss ausgeglichen werden. Zugleich wächst der Aufgabenberg, bleiben Stellen unbesetzt, weil Arbeitskräfte fehlen und die Stellen bei Bund und Kommunen nicht attraktiv genug sind. Schon jetzt sind bundesweit im öffentlichen Dienst über 300.000 Stellen unbesetzt.“ ver.di will deshalb die Proteste und Streiks ausweiten und ruft am 8. März zum Aktionstag und in manchen Städten auch zu Streiks im Sozial- und Erziehungsdienst und anderen Bereichen mit hohem Frauenanteil auf. Ohne Streiks wird sich nichts verändern. Das erkämpfte Ergebnis entscheidet, unter welchen Bedingungen die Aufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge erfüllt und ob die 300.000 offenen Stellen besetzt werden können.
Die bunte Mischung der vielen Akteurinnen spiegelt sich auch in den Reden und Aktionen am 8. März wider. In Stuttgart werden Christine Behle, stellvertretende Vorsitzende von ver.di und Verhandlungsführerin in der laufenden Tarifauseinandersetzung, sowie Kolleginnen aus dem öffentlichen Dienst sprechen. Von der feministischen Bewegung werden Vertreterinnen der Beratungsstelle für Migrantinnen, des autonomen Frauenhauses und des Frauengesundheitszentrums informieren. Ausländische Frauengruppen werden über die Situation der Frauenbewegung im Iran, in Kurdistan und der Türkei berichten und dem internationalen Charakter dieses Tages Ausdruck verleihen. Das Aktionsbündnis wird die Ursachen der Mehrfachdiskriminierung, der doppelten Ausbeutung und Unterdrückung, aber auch der Krisen, Kriege und des Klimawandels klar benennen: das kapitalistische System, das es zu überwinden gilt. Mit einer Aktion vor dem Rathaus soll sichtbar gemacht werden: „Wenn wir streiken, steht die Welt still.“ Wir können uns also in Stuttgart auf einen bunten, kämpferischen und eindrucksvollen 8. März freuen.