Der Artikel von Roland Pikney zur Corona-App ist bei der DKP-Gruppe Trier auf Ablehnung gestoßen. Eine der Kernaussagen, dass die App dem Staat früher oder später die Anlage von Bewegungsprofilen erlaube, ist falsch. Die technische Funktionsweise der App lässt dies nicht zu. Sie benötigt auch keine Standortbestimmung über GPS, wie vom Autor erklärt wird, sondern es handelt sich hierbei um durch die App und ihre Entwickler nicht veränderbare Grundbedingungen älterer Smartphone- beziehungsweise Android-Generationen. Zudem besteht keine zentrale Speicherung, auf die der Staat zugreifen könnte.
Der gesamte Prozess, in dem es dem regierungskritischen Chaos Computer Club (CCC) gelang, durch Veröffentlichung von Prüfsteinen sowie mittels der massiven Kritik an einem ursprünglich geplanten zentralen Speicheransatz mit Bewegungsdaten der App-Nutzerinnen und -nutzer so weit öffentlichen Druck aufzubauen, dass der komplette Quellcode offengelegt und eine öffentliche Beteiligung daran ermöglicht wurde und der zentrale Speicheransatz vollkommen verlassen wurde, erfährt kaum Beachtung in dem Text. Der CCC mit seinen teils streitbaren, jedoch durchaus auch linken und progressiven Positionen bleibt unerwähnt. Der sinnvolle Ansatz des Artikels, stetig zu beobachten und zu hinterfragen, wie die Herrschenden versuchen, die Krise für sich auszunutzen, ist in diesem Falle vorbildlich durch den CCC erfolgt.
Mit Blick auf den Missbrauch personenbezogener Daten und von Bewegungsprofilen gibt es aktuell durchaus gefährlichere Entwicklungen. Dazu zählen die Entwürfe zum „Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG)“ mit verpflichtender Passwort-Herausgabe von Betreibern sozialer Netzwerke oder der ganz aktuelle Entwurf des „IT-Sicherheitsgesetzes 2.0“ des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, welches staatliches Hacken von Endgeräten in Verdachtsfällen erlaubt.