Lucas Zeises Position zu China ist Ausdruck der eurozentristischen, dem traditionellen Sozialismus verhafteten Orientierung innerhalb der westlichen Kommunisten, die schon Losurdo vor 20 Jahren kritisierte. Während der Imperialismus verstärkt an der Einkreisung Chinas arbeitet, leisten sich einzelne Kommunisten den Luxus oberflächlicher, wenig interessierter, „kurzer“ Analysen, in denen sie China das Etikett „kapitalistisch“ oder gar „imperialistisch“ anheften. Die Farce wird zur Tragödie, schrieb Losurdo, da die westlichen Kommunisten in der nun begonnenen, historischen Entscheidungsschlacht zwischen dem sozialistischen China und dem Imperialismus auf der falschen Seite der Barrikade stehen.
Alles, was Zeise anspricht, ist in China bereits diskutiert worden. Es gibt keine Bourgeoisie als Klasse, geschweige denn eine, die ökonomisch herrschen würde. Es gibt Kapitalisten, die aber nicht als Klasse organisiert sind. Es gibt eine kommunistische Partei, die politisch herrscht, makroökonomisch plant und bestimmt; die auch mikroökonomisch über die Verwaltung und ihre Parteizellen Einfluss ausübt; die die Gewinne der Staats- und Kollektivbetriebe sowie die Steuern der privaten Betriebe zur Stärkung des Staates nutzt, wie auch zur Beseitigung der Armut und zur Hebung des allgemeinen Wohlstandes. Und selbstverständlich lässt die KP die Frage nicht offen, ob „der gegenwärtige Zustand des Kapitalismus in Sozialismus umgewandelt werden kann“. Man merkt, dass Zeise, wie alle linken Kritiker Chinas, sich nicht die Mühe macht, die Parteidokumente zu studieren, in denen China als ein Land definiert wird, das sich in einem ersten, einem Anfangsstadium des Sozialismus befindet. Erst ab 2049 wird es in ein mittleres Stadium eintreten. Die Joint-Venture-Verträge sind bis dahin terminiert. Und nein, China benötigt keine zweite sozialistische Revolution, der Klassenkampf ist nicht das entscheidende Kettenglied, sondern die Entwicklung der Produktivkräfte.