Letzten Sonntag, gegen Gladbach, saßen wir nur noch zu viert am Tisch. Es war arschkalt, es war Sonntag, es bahnte sich kein Gourmetspiel an … trotzdem enttäuschend. Die einzige Frau, M., sagte kaum etwas, wohl ob der Kälte, G. befand sich zwei Stunden vor seiner Nachtschicht und war ähnlich beredt („Was machst du denn beruflich?“ „Stahl.“ „Aha.“) und U. versteht man nicht, er hat keine Zähne mehr im Mund. Interessante Gespräche also allenthalben. Das Spiel gewannen wir 1:0, obwohl wir 1:7 hätten verlieren müssen. Mund abputzen. Ab nach Hause.
Dieses „Wochenende“ spielt der BVB am Montag. Dies bedeutet … nichts! Ein Spieltag der Bundesliga existiert für mich montags nicht, nicht diese Woche und auch nicht nächste oder im Jahr 2043. Diese ganze verdammte Zerstückelung der einzelnen Spiele für einen Hauch von Mammon ist das Ende der Fankultur. „Wenn wir diese Entwicklung nicht stoppen, wird es die Stimmung, die wir kennen, über kurz oder lang nicht mehr geben“, so die „Nordwestkurve Frankfurt“. Richtig. Der sogenannte Eurosport-Experte Sammer dagegen: „Die Fans waren nicht vor dem Fußballspiel da. Das Fußballspiel war zuerst da.“ Bei so viel abgrundtiefer Dummheit kann man eigentlich nur antworten: Bitte sehr. Dann lasst eure Puppen doch tanzen, so völlig ohne Zuschauer oder mit 300 bezahlten Leuten, die mit Werbefähnchen wedeln. Und dann werden wir ja sehen, was eure Sponsoren von Audi und Mercedes, Deutsche Bank und Arsch & Furunkel noch zu zahlen bereit sind, wenn ihre Kunden im Stadion und vor den Fernsehern vor Langeweile einschlafen.
Nach organisiertem Fanboykott war das Stadion in Dortmund mit 54000 statt 81 000 Zuschauern dann auch nur zu zwei Dritteln voll. In Dortmund eigentlich undenkbar und ein schöner Warnschuss. Ich zeigte mich solidarisch: Keine Kneipe, kein Stream, kein Radio und kein Bierchen. Stattdessen „Qualityland“ von Marc-Uwe Kling und Jever Fun. Das Buch kann ich übrigens sehr empfehlen, das Getränk eher überhaupt nicht. Das Spiel muss gruselig gewesen sein (Kommentar auf schwatzgelb.de: „Das ist Thomas-Doll-Fußball in teuer.“) und endete dementsprechend 1:1.
Und sonst? Arbeitskollege Daniel tippt frecherweise Bayern gegen Berlin 0:0 und schlägt mich damit in der Tipprunde um genau einen Punkt. Mist. Stuttgart gegen Frankfurt (1:0) hatten wir beide ebenso falsch wie Leipzig gegen Köln (1:2) und Leverkusen gegen Schalke (0:2), aber mal ganz ehrlich: Wer tippt denn so etwas? Immerhin hat Bremen mir auch drei Pünktchen gesichert, indem sie den HSV mit 1:0 Richtung 2. Liga geduselt haben. Zu solchen Spielen sagte Fredi Bobich einst: „Man darf jetzt nicht alles so schlecht reden, wie es war.“ Da hat er ja mal Recht.
Ich verabschiede mich nun in die nächste Knie-OP und hoffe, dass es mir dabei besser ergeht als Peter Pacult, der seinerzeit den schönen Satz prägte: „Ja, der FC Tirol hat eine Obduktion auf mich.“ Aua.