„VW – Ein Team. Eine Familie.“ – Mit diesem Logo auf IG-Metall-T-Shirts demonstrierten VW-Beschäftigte noch vor wenigen Monaten angesichts der Dieselkrise ihre Verbundenheit mit „ihrem“ Konzern. Jahrzehntelang galt Volkswagen als Muster eines Konzerns, in dem die Beziehungen zwischen Arbeit und Kapital von „kooperativer Konfliktbewältigung“ geprägt wurden.
Grundlage dafür waren die Eigentumsanteile des Landes Niedersachsen, das VW-Gesetz und die starke Position von Betriebsrat und IG Metall. So wurden Wirtschaftlichkeit und Beschäftigung von Management und Interessenvertretung gegenseitig als „gleichrangige Unternehmensziele“ anerkannt – auch wenn dies vor allem die „Stammbelegschaften“ in den deutschen Standorten meinte, weniger Beschäftigte in Leiharbeit und Werkverträgen.
Doch nun steckt dieses Modell in einer ernsten Krise: immer neue „Sparprogramme“ und Spekulationen über Arbeitsplatzvernichtung machen die Runde. Neoliberale Ideologen vom selbsternannten „Autopapst“ Dudenhöfer bis hin zur Kampfpresse des Kapitals von „manager magazin“ bis „ZEIT“ machen die Mitbestimmung bei Volkswagen verantwortlich für die Abgasmanipulationen, weil sie Profitsteigerungen zu Lasten der Beschäftigten verhindere.
Am 5. April 2016 haben die BR-Vorsitzenden der deutschen VW-Standorte in einem offenen Brief an die Beschäftigten diese Kampagne zurückgewiesen und ihren „Eindruck“ formuliert, „dass der Diesel-Skandal hinterrücks dazu genutzt werden soll, personelle Einschnitte vorzunehmen, die bis vor wenigen Monaten kein Thema waren.“ Sie sehen ein „Vertrauensproblem … zwischen dem Vorstand der Marke Volkswagen und dem Gesamtbetriebsrat der Volkswagen AG“ und fordern für alle deutschen Volkswagenwerke „feste Produkt-, Stückzahl- und Investitionszusagen für die nächsten Jahre“.
Die Medien schildern dies als „Machtkampf zwischen VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh und VW-Markenchef Herbert Diess“. Doch die Reaktion des Porsche-Piëch-Familienclans zeigt, dass es nicht um einen persönlichen Machtkampf geht: „VW-Eigner stärken Diess den Rücken“ (Wolfsburger Nachrichten, 9.4.2016). Laut „Spiegel online“ (8.4.2016) wollen „Vertreter der Familien Diess und Osterloh auffordern, gemeinsam über einen möglicherweise notwendigen Abbau von Arbeitsplätzen zu verhandeln“. Bisher galten diese „Ankeraktionäre“ als Garant für eine langfristige, nicht nur dem schnellen Geld verpflichtete Ausrichtung des Konzerns.
Doch auch hier ist „ohne Moos nichts los“…
Unser Autor ist IGM-Vertrauenskörperleiter bei VW Osnabrück