Zur Belarus-Berichterstattung UZ vom 21. und 28. August

Falsche Einschätzung

Manfred Feldmann, Landshut

Land und Leute von Belarus durfte ich 1987 näher kennenlernen (damals Weißrussische SSR). Nicht nur, weil inzwischen ein Teil meiner Familie in diesem liebenswerten Land lebt, sondern weil ich bis heute in allen Ländern der ehemaligen Sowjetunion beruflich unterwegs bin, kann ich mit absoluter Gewissheit sagen: Wie in keinem anderen Land ist Antifaschismus im Bewusstsein des belarussischen Volkes tief verwurzelt – von jung bis alt. Im Gegensatz zur Ukraine, wo es mit Unterstützung des Westens den Nationalisten und Faschisten gelang, eine antirussische Stimmung in Teilen der Bevölkerung zu erzeugen. Die große Mehrheit des weißrussischen Volkes ist Russland-freundlich eingestellt (noch).

Deshalb ist es falsch, die Gefahr eines zweiten „Maidan“ oder einer westlich gesteuerten „Farbenrevolution“ an die Wand zu malen. Das behauptet nur der Despot Lukaschenko, der spätestens ab 2014 eine feindselige Politik gegenüber der Russischen Föderation betrieb (…). Dass Lukaschenko das Wahlergebnis massiv zu seinen Gunsten fälschen ließ, darüber besteht für mich kein Zweifel. Vor der Wahl betonte er, dass er die Macht niemals abgeben werde, egal wie die Leute wählen. (…) Die Leute mussten sich selbst helfen und sie organisierten sich gegen ein menschenfeindliches, reaktionäres Regime. Ihre gemeinsame Gegenkandidatin Swetlana Tichanowskaja stellt in ihrem Programm nur zwei Forderungen: Freilassung der politischen Gefangenen und faire Neuwahlen innerhalb von 6 Monaten (ohne Lukaschenko). (…)

Bestrafung der an Folter und Mord Beteiligten einschließlich der Auftraggeber und ihrer Unterstützer, das muss auch unsere Forderung sein, und selbstverständlich „Hände weg von Belarus“, keine Einmischung von EU, NATO und Russland – für das Selbstbestimmungsrecht des belarussischen Volkes.

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"Falsche Einschätzung", UZ vom 11. September 2020



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