Die von Manfred Ziegler benannte Offerte Russlands, den Streifen Nordsyriens, in dem sich Rojava befindet, mit ihrer Präsenz vor den Angriffen der Türkei zu schützen, gab es nicht.
In den Gesprächen mit den Kurden wurde lediglich das Angebot der syrischen Regierung weitergegeben, die Region unter die militärische Kontrolle von Damaskus zu bringen. Dass die Kurden das ablehnten, ist mehr als verständich, denn es wäre das Ende der Selbstverwaltung und Selbstbestimmung der Region gewesen. Die Russische Armee ist außerdem sehr wohl noch militärisch präsent in Afrin, ohne das Gebiet jedoch vor den türkischen Angriffen zu schützen. Die Gründe hierfür sind geostrategischer Natur und haben mit Fortschrittlichkeit oder politischer Moral nichts zu tun. Außerdem haben sich die kurdischen Kräfte ihre Partner nie aussuchen können – man erinnere sich Kobane, als die Stadt am Verbluten war.
Wie bitte, die kurdischen Kämpfer der YPG ließen sich gerne von der US-Armee unterstützen, um Gebiete weit über Rojava hinaus zu kontrollieren?
Erstens: Wer dort (in Raqqa z. B.) gekämpft hat, waren die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDK), von denen die Kurden nur einen Teil stellen – die Mehrheit sind arabische Kämpfer.
Zweitens: Nach den militärischen Siegen über den IS ist seitens der SDK die Verwaltung der Gebiete sofort an die dort bestehenden zivilen Gruppen abgegeben worden. Selbstverständlich wird der kurdische Teil der Truppe sich nach dem völligen Verschwinden des IS auch militärisch wieder zurückzuziehen. Die YPG ist keine Eroberungsarmee mit Kolonialisierungsabsichten.
Erdogan wird diesen „Feldzug“, egal ob er kurz oder lang sein wird, nicht gewinnen, denn die YPG ist vor allem eine politische Kraft der Integration und Gemeinsamkeit, die von 90 Prozent der Anwohner unterstützt wird.