Die Fluggesellschaft Lufthansa beschleunigt den Stellenabbau. Die Konzernführung will bis Jahresende 29.000 Jobs vernichten, etwa ein Fünftel der verbliebenen Belegschaft. Und auch im nächsten Jahr sollen noch einmal 10.000 Stellen in Deutschland gestrichen werden. Bei den Tochtergesellschaften hat Lufthansa bereits zugelangt: Eurowings reduzierte die Belegschaft um 12 Prozent, die österreichische AUA verabschiedete sich von 6 Prozent der Mitarbeiter, Brussels Airlines sogar von 14 Prozent. Die Catering-Tochter LSG hat Lufthansa verkauft, 7.500 Beschäftigte sind davon betroffen.
Massiver Personalabbau trotz Staatshilfe? Im Mai hatte die Bundesregierung ein Rettungspaket beschlossen und 20 Prozent der Lufthansa für rund 300 Millionen Euro übernommen. Laut „Handelsblatt“ beträgt der Umfang der Staatshilfen aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und der EU etwa 9 Milliarden Euro. Bisher habe Lufthansa davon 3 Milliarden in Anspruch genommen. Die Staatshilfen dienen nicht der Beschäftigungssicherung, wie Großinvestor Thiele deutlich machte. Im Gegenteil, der Druck auf die Beschäftigten wird mit Verweis auf die Staatshilfen noch erhöht: „Die Bundesregierung muss sich fragen, wie lange es vertretbar ist, dass mit öffentlichen Mitteln Jobs erhalten werden, für die es keinen Bedarf mehr gibt“, so Thiele im „Spiegel“.
Doch die Beschäftigten zahlen nicht nur in Form von Jobverlust und Arbeitslosigkeit. So hat die Gewerkschaft ver.di im November eine Krisenvereinbarung mit der Lufthansa geschlossen, die nun von 71 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder angenommen wurde. Das Krisenpaket trifft insgesamt rund 35.000 Beschäftigte im Bereich des Bodenpersonals und soll bis Ende 2021 gelten. Sie verzichten auf Gehaltserhöhungen und Sonderzahlungen, außerdem wird die Aufstockung zum Kurzarbeitergeld von 90 auf 87 Prozent abgesenkt. Das bringt Lufthansa etwa 200 Millionen Euro. Nach eigenen Angaben rechnet der Konzern damit, durch diesen Deal die Lohnkosten beim Bodenpersonal um bis zu 50 Prozent senken zu können. Einen großen Beitrag zur „Zukunfts- und Beschäftigungssicherung“ nannte dies Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann und machte gleich klar, dass er noch mehr Opfer von den Beschäftigten erwartet. Man dürfe nicht nachlassen und müsse nun „auch Maßnahmen für die Zeit ab 2022“ vereinbaren.
Auch mit der „Kabinengewerkschaft“ Ufo hat die Lufthansa Eckpunkte eines langfristigen Abkommens verabredet, die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hat laut ihrem Präsidenten Markus Wahl Zugeständnisse im Wert von 600 Millionen Euro angeboten.
Das „Handelsblatt“ berichtet, dass Lufthansa am Kapitalmarkt erste Erfolge erziele. „Mit der Zuversicht kehrt auch die Aggressivität zurück, mit der die ‚Hansa‘ ihre eigene Marktposition traditionell zu verteidigen weiß“, kommentiert das „Handelsblatt“ mit Blick auf den derzeitigen Konflikt mit Condor, der entstand, weil Lufthansa eine für Condor wichtige Vereinbarung über Zubringerflüge kündigte. Eine Condor-Sprecherin wirft Lufthansa vor, auf Kosten der Konkurrenz wachsen zu wollen und dafür diejenigen „untarifiert“ wieder einzustellen, „die zuvor gekündigt wurden“. Dieser Vorwurf ist berechtigt, denn mit dem Projekt „Ocean“ will die Lufthansa nach der „Corona-Krise“ im Tourismusgeschäft mehr Langstreckenflüge bedienen. Dafür braucht sie Personal, das unter schlechteren Bedingungen eingestellt werden soll, als im Konzerntarifvertrag geregelt.
Neben Lufthansa und Condor hat auch die TUIfly Staatshilfen erhalten. Alle drei versuchen derzeit, auf Kosten der Beschäftigten eine bessere Marktposition zu erlangen. Der Lufthansa-Konzern hat beste Chancen, aus diesem Kampf als Sieger hervorzugehen.