Ich kann Rainer Perschewski in seiner Einschätzung zum EVG-Tarifabschluss nicht zustimmen.
- Im betreffenden Artikel wird gesagt, dass dieser Abschluss in dieser Situation von einer Gewerkschaft mit dieser Durchsetzungsmacht zu erwarten sei. Das zentrale Problem ist doch, dass die potenziell vorhandene Durchsetzungsmacht nicht genutzt wurde durch eine verfrühte Aufnahme der Verhandlungen ohne Vorbereitung der Ehrenamtlichen und ohne die Vorbereitung möglicher Szenarien zu Arbeitskampfmaßnahmen oder gar deren Durchführung. Aber gerade für uns als Kommunisten sollte die vorrangige Frage in der Beurteilung von Tarifrunden sein, wie es gelungen ist, innerhalb dieser mit kämpferischer Eigenaktivität der Kollegen Ansatzpunkte für Klassenbewusstsein zu schaffen. Das gelingt in einer Tarifrunde, in der man sich schnell mit Verhandlungskompromissen zufrieden gibt, wohl denkbar schlecht.
- In dem betreffenden Artikel sowie in vorherigen Artikeln des Autors wird die Forderung des Bundes nach Personalkosteneinsparungen nicht infrage gestellt und lediglich benannt, dass diese nicht auf Kosten der Kollegen passieren sollten. In einer Klassengesellschaft scheint mir, dies am Verhandlungstisch erreichen zu wollen, etwas unrealistisch und ob es klassenneutrale Personalkosteneinsparungen geben kann, halte ich für fragwürdig.
- Rainer Perschewski beschreibt als Nachteil nur geringe Lohnerhöhungen. Das ist falsch. Eine „Erhöhung“ um 1,5 Prozent auf 2,5 Jahre ist, wenn man die Preissteigerungen bedenkt, eine faktische Senkung der Löhne.