Camping I. Halb tot vom Pressefest und der folgenden UZ hieß es erst einmal Ruhe: Sofa, Netflix, Pizzabringdienst, Bett. Und wieder von vorne. So zumindest der Plan. Einen Tag später schreibt Freund J. aus Mülheim: „Bin am Wochenende Zelten in Münster. Dabei?“ Ähhh … Auf keinen Fall. Nein. Also eher nicht. Ich meine … ja! Uff. Wo ist mein Zelt, Isomatte, Schlafsack, Kuscheldecke, Gaskocher, Espressokanne, Taschenlampe, Tablettendose, Tisch, Stuhl, Hängematte, Grill, Dosenöffner, Badehose, Schwimmflügel? Früher war das einfacher: Lederjacke, Zahnbürste, Palette Dosenbier und los. Gebadet wurde – wenn überhaupt – nackig. Aber heute? Heute fragt man sich, ob ein Kombi nicht mehr transportieren könnte für zwei Nächte in der freien Natur. Und hatte ich ein Ladekabel für mein Handy mit? Nein. Fakt.
Energiekrise. Politiker und -innen gehen mir fürchterlich auf die Nerven mit ihren „Tipps“. „10 Minuten kürzer duschen“ ist so ein Ding: Wenn ich 10 Minuten kürzer dusche, dann dusche ich minus 5 Minuten. Was ein Unsinn. Toll auch: „Auch der Waschlappen ist eine brauchbare Erfindung.“ (Winfried Kretschmann, Grüne). Selber Waschlappen, wäre eine geeignete Antwort. Und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) verzichtet „zudem im Moment auf die Sauna“. Ich schon mein Leben lang. Diese ganzen PolitikerInnen mit ihren opulenten Gehältern haben nicht den Hauch einer Ahnung, was Armut und Existenzangst bedeutet. „Wenn man die Wohnung heizt und abends die Gardinen zuzieht, spart man bis zu 5 Prozent Energie“ (Wirtschaftsminister Robert Habeck, Grüne). Genau. Und wenn man mal genauer nachdenkt, könnte man sich die Grünen sparen. Isso.
Camping II. Gemein ist auch, wenn der Kollege einen ausgebauten Bulli hat mit allem Pipapo und man selber ein Zelt, welches morsch im Wind steht. Das ist so lange wenig problematisch, wie die Nebenparzellen leer bleiben. Samstag, 14.30: Drei schneeweiße VW-Bullis locker über der 100.000-Euro-Grenze stoppen nebenan. Heraus kommen drei Münsteraner Yuppiepärchen und circa 270 kleine Mädchen. „Kindergeburtstag mit Übernachtung!“, erklärt der 30-jährige Duttträger im Jack-Wolfskin-Outfit auf mein fragendes Gesicht. Supi! Ich schlafe die Nacht ungefähr die vier Stunden, die die Mädchen nicht kichern. Stehe um 6.30 verzweifelt auf und koche mit zittrigen Fingern Espresso auf einem schäbigen Gaskocher. Kollege J. öffnet um 10.30 Uhr seinen Camper und verkündet: „Super geschlafen“. Argh.
Politik. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die EU-Staaten dazu aufgefordert, den ukrainischen Forderungen nach Lieferungen von Kampfpanzern nachzukommen. „Wenn sie sagen, sie brauchen Kampfpanzer, dann sollten wir das ernst nehmen und sollten ihnen das liefern“, sagte von der Leyen im Interview mit „Bild TV“. Das Netz erklärt: „Die EU selbst hat keine Waffen, hat Kiew aber über die sogenannte Friedensfazilität bereits 2,5 Milliarden Euro an militärischen Hilfen bereitgestellt.“ „Friedensfazilität für militärische Hilfe“. Begriffe, die aus der Hölle kommen. Oder aus der EU. Fakt.
Blödsinn. Die Queen ist gestorben. Mit einem privaten Vermögen von 420 Millionen Euro, auf dem sie rumgehockt hat, während ein Drittel aller EngländerInnen in diesem Winter nicht heizen können. Und jetzt soll ich sie ehren? Ha ha ha … nein.
Camping III. Ein holländisches Pärchen erscheint mit dem heutzutage anscheinend notwendigen Riesencamper. Warum gerade in Münster, ist eine gute Frage. Der schönen Berge wegen? Jedenfalls fragen sie als Erstes nach gutem Satellitenempfang für ihr TV-Gerät. Antwort der jungen Platzchefin: „Gibt’s hier nicht, guckt euch die Bäume an.“ Und jetzt bin ich verliebt. Fakt.
Pace