Die Gruppe ZSK war, ist und bleibt mit „Hallo Hoffnung“ für ihre Fans ZSK

Ewige Jugendsünden

Von Elron Habbert

ZSK

Hallo Hoffnung

People Like You Records 2018

CD: 14,99 Euro

Vinyl: 18,99 Euro

MP3: 10,99 Euro

Wenn man an Gewohnheiten festhält, dann ist das auch regelmäßig gelebt. Das können schlechte sein wie Alkohol (hört dazu: „Die besten Lieder“), ganz schlechte wie zu glauben, man könne Filmzitate plump zu Lyrics umwursten („Es müsste immer Musik da sein“; die Zeilen könnten noch bekannt sein aus dem 1998er Streifen „Absolute Giganten“) und gar nicht mal so verkehrte Gewohnheiten sein, wie das Festhalten am Prinzip Hoffnung. Für all das und vor allem Letzteres präsentieren die Berliner ZSK in Form und Inhalt mit „Hallo Hoffnung“ ein Album, das die Einsteinsche Definition von Wahnsinn in Frage stellt, nach der die Tassen im Schrank fehlen, wenn man dasselbe macht und dabei ein anderes Ergebnis erwartet. Etwa Erde in ein Loch schaufeln, das keinen Boden hat, und warten, dass es voll wird.

„Es wird Zeit, dass es bleibt, wie es war“, heißt es irgendwie dunkelromantisch im Song „Es wird Zeit.“ Das passt zu einer Band, die es seit über 20 Jahren gibt und die beim Molle-Holen an der Tanke ihrer Bubigesichter halber manchmal noch den Perso zücken muss. Was zehn Mal richtig ist, wird ja beim elften Mal nicht falsch oder so. So beständig bleibt das Quartett, das zwischen dem letzten Album „Herz für die Sache“ (People Like You Records, 2013) und dem Vorgänger „Discontent Hearts and Gasoline“ (Bitzcore Records, 2007) auch mal eine mehrjährige Trennung auf Probe hinter sich hatte. So beständig wie die Willy-Brandt-Flughafenbaustelle, das bodenlose Fass der Schande ihrer Heimatstadt.

Keine Synthesizer, kein Bierzeltpop, nur treibende Akkorde, immer an einer Hand abzählbar, der problemlos ein Finger fehlen kann, wenn es denn nicht der mittlere ist. Den vertont Frontmann Joshi zwischen Deutschpunk-Tralala und „Hauptsache laut!“-Hardcore immer noch grandios pubertär und – anders als die Bauherren des BER – professionell.

Leider taugt „Make Racists Afraid Again“ nicht ganz als das neue „Antifascista“, die Kampfhymne von „Herz für die Sache“. Zu halbklar ist die Aufforderung, Rassisten wieder Angst zu lehren, konkreter war da noch das kraftvolle Lob der Massenblockade von Fascho-Aufmärschen. Ein Spiegel der Wirren des Antifa-Jetzt.

„Geschichten von gestern“ („Discontent Hearts and Gasoline“) oder „Und genau da gehen unsre Wege auseinander“ („Riot Radio“, Wolverine Records, 2002) sind dann auch die besseren Balladen vom Skatepunkkontinent auf dem Planeten Melancholia als das kinderliedhafte „Wellen brechen“, dem Rausschmeißer von „Hallo Hoffnung“ mit (Das wird man ja wohl noch machen dürfen!) Xylophonpräludium.

Trotzdem ist das kein Wahnsinn, so eine LP noch 2018 zu bringen. Melodischer Punk ist selten geworden und trotzdem nicht unvernünftig. Auch auf einer Baustelle – wenn man sie mit einem Funken Restvernunft angeht – macht man oft das Gleiche, bis sie irgendwann fertig ist.

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"Ewige Jugendsünden", UZ vom 17. August 2018



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