Als 1932 die Zeichen auf Kapitaloffensive, Faschismus und Krieg standen, streikten Jugendliche für die Erhöhung des Wochengeldes, die Verlängerung des Urlaubs und gegen militärischen Drill und Aufrüstung und sagten: Ohne uns.
Als Helgoland 1947 durch die britische Besatzungsmacht als Übungsgelände für Bombenabwürfe genutzt wurde, besetzten Jugendliche die Insel und erzwangen die Einstellung der Bombenabwürfe. Sie sagten: Ohne uns.
Als die Bundesrepublik remilitarisiert werden sollte, organisierte die KPD mit vielen weiteren Friedenskräften eine Volksbefragung, bei der sich mehr als acht Millionen Menschen gegen die Remilitarisierung aussprachen. Jugendliche in ganz Deutschland mauerten Sprengkammern zu. Sie sagten: Ohne uns.
Wegen ihres Kampfes für den Frieden, gegen die Aufrüstung, wurden fortschrittliche Organisationen verboten, die FDJ und KPD in die Illegalität gedrängt, viele Menschen ins Zuchthaus gesteckt, Philipp Müller im Jahr 1952 von Polizisten ermordet. Und doch ließ sich der Widerstand nicht kleinkriegen, und doch erstarkte die Friedensbewegung immer wieder, und doch sagten Jugendliche, Menschen in ganz Deutschland, immer wieder: Ohne uns.
Wenn jetzt wie in Bayern ein Bundeswehrgesetz beschlossen wird, das Zivilklauseln verbietet und Schulen und Universitäten zu engerer Kooperation mit der Bundeswehr verpflichtet, wenn Pistorius jetzt ankündigt, dass Schulen, Krankenhäuser, die gesamte Gesellschaft bis 2029 kriegstüchtig gemacht werden sollen, wenn Palästina-solidarische Vereine verboten werden, wenn wegen Tragens von Kufijas Schulverweise und Exmatrikulationen drohen, wenn die Waffenlieferungen an Israel verzehnfacht werden, deutsche Panzer wieder auf russischem Boden rollen, die Bundeswehr im Meer vor China übt, wenn demokratische Rechte abgebaut werden und die Wehrpflicht wieder eingesetzt werden soll, dann kann unsere Antwort nur lauten: Ohne uns!
Aus diesem Grund führt die SDAJ die Kampagne „Eure Kriege – Ohne uns!“ durch. Jugendliche stören die Auftritte der Bundeswehr auf Ausbildungsmessen, an Schulen und Universitäten, diskutieren den Aufruf „Gewerkschaften gegen Aufrüstung und Krieg“ in Gewerkschaftsjugenden und Betrieben, machen klar, dass die NATO Kriege auf aller Welt für Kapitalinteressen führt und unser Hauptfeind der deutsche Imperialismus ist!
Mit der Wehrpflicht soll die Bundeswehr in die Mitte der Gesellschaft gerückt werden. Um den Widerstand abzuschwächen, soll sie dabei nicht mit einem Schlag eingeführt werden. Im ersten Schritt sollen Briefe an alle Jugendlichen geschickt werden, der Wehrdienst soll aber noch freiwillig bleiben. Schon jetzt wird aber um eine Ausweitung dieser ersten Form der Wehrpflicht diskutiert – die BRD rüstet zum Krieg und braucht dafür auch Menschen, die ihn für sie führen. Dagegen hat die SDAJ gemeinsam mit mit dem SDS, der DIDF-Jugend und weiteren Organisationen das Jugendbündnis „Nein zur Wehrpflicht!“ gegründet. Die Jugendorganisationen rufen gemeinsam auf, zum Antikriegstag auf die Straße zu gehen, und meinen: Wir brauchen Entspannung statt Aufrüstung! Wir wollen uns nicht auch nur ein Jahr unseres Lebens nehmen lassen! Wir machen klar, dass eine Wehrpflicht auch für Frauen keine Gleichberechtigung bringt – statt gemeinsamem Dienst im Schützengraben wollen wir die tatsächliche Gleichstellung der Frau.
Wir sprechen uns gegen die sozialen Ersatzdienste für die Wehrpflicht aus, die die Situation in den unterbesetzten Bereichen nicht verbessert und uns als billige Arbeitskräfte ausnutzen soll. Wir machen gemeinsam deutlich: Es braucht mehr Geld für Soziales, Bildung und Gesundheit! Wehrpflicht und Aufrüstung – ohne uns.
Andrea Hornung ist Bundesvorsitzende der SDAJ. Ihre vollständige Rede haben wir im UZ-Blog veröffentlicht.