Text und Bilder sind aus dem Bildband Esther Bejarano mit Microphone Mafia live in Kuba, erschienen im Verlag Wiljo Heinen, Berlin, 16,- Euro
Antifaschismus und Kuba-Solidarität haben für viele Menschen in Deutschland eine gleich wichtige Bedeutung. Esther Bejarano und Microphone Mafia sind viel und oft zusammen unterwegs, um mit ihrem antifaschistischen Konzertprogramm der Rechtsentwicklung insbesondere in Deutschland entgegenzutreten. Die Reise nach Kuba war für sie eine Herzensangelegenheit.
Nach rund einjähriger Vorbereitung war es im Januar 2017 endlich soweit. Begleitet von einer kleinen Reisegruppe von Freunden, Familie und einem Filmteam war auf Einladung des staatlichen kubanischen Musikinstituts von der Agencia de Rap eine einwöchige Konzert-Tournee mit zwei Konzerten in Havanna und je einem in Camagüey und Santa Clara von Hamburg aus organisiert worden. Für Esther, die Band und einige der Gruppe war es die erste Reise nach Kuba. Natürlich können die Bilder und Eindrücke aus dieser Woche nur einen zufälligen und persönlich geprägten Ausschnitt dieser schönen, vielfältigen, aber auch widersprüchlichen Insel erfassen.
Kuba ist ein armes Entwicklungsland auf sozialistischer Grundlage mit vielen Problemen, die noch gelöst werden müssen. Die seit fünf Jahrzehnten fortdauernde Handelsblockade der USA zum Beispiel, die die Entwicklung der Insel erheblich behindert, macht sich im täglichen Leben überall bemerkbar. Um überhaupt im internationalen Handel bestehen zu können, benötigt Kuba Devisen. Angesichts der weitgehend fehlenden Rohstoffe kommt dem Tourismus in Kuba eine besondere Bedeutung bei der Beschaffung von Devisen zu.
Die existierenden zwei Währungen sind Ausdruck der widersprüchlichen Situation auf Kuba, mit der sich Touristen als erstes konfrontiert sehen. Die Auswirkungen dieser gleichzeitig vorhandenen Zahlungsmittel begegneten uns überall, besonders in Havanna. Angebote, die sich vor allem an Touristen richten, sind für die meisten Kubaner unerschwinglich. Dies gilt leider auch für Waren, die nicht im Lande produziert werden und gegen Devisen eingeführt werden müssen.
Daher zeigt sich auch eine Kluft zwischen erkennbar armen Leuten und solchen, die mithilfe der CUC-Währung, die zum Teil aus dem Tourismus oder z.B. auch von Überweisungen von Angehörigen aus dem Ausland stammt, über einen gewissen Wohlstand verfügen. Diese Situation hat vielerlei soziale Auswirkungen. Das ist der kubanischen Regierung klar und sie plant, in Zukunft diese Situation zu ändern.
Auch in Gesprächen mit kubanischen Musikern wurde deutlich, Kuba möchte einen Kontakt in die Welt jenseits der Insel, der sich insbesondere durch die Möglichkeiten des Internets ergibt. Auf den Plätzen der Städte fallen die vielen Jugendlichen auf, die, ähnlich wie bei uns, mit ihren Smartphones im Internet surfen. Auch wenn der Life in Kuba modern und weltoffen ist, findet sich doch gleichzeitig eine gemeinsame kubanische Identität, die sich im Stolz auf das bisher Erreichte zeigt.
Trotz staatlicher Förderung von Privatinitiativen stellt der Staat unverändert sämtliche Bildung und die Gesundheitsversorgung kostenfrei zur Verfügung. Auch Wohnungen kosten vergleichsweise wenig. Das alles wissen die Kubaner zu schätzen.
Es gab zahlreiche herzliche Begegnungen – sowohl spontane im öffentlichen Raum als auch bei verabredeten Treffen. Immer wieder beeindruckte die selbstverständliche Freundlichkeit und Diskussionsbereitschaft der Kubanerinnen und Kubaner. Geprägt waren die Begegnungen der Musiker vom Kontakt zu den Menschen der Agencia de Rap, von denen einige die Reisegruppe auch begleiteten und Kontakte vor Ort herstellten.
Darüber hinaus fanden Begegnungen mit der Hebräischen Gemeinde in Havanna, mit der Organisation für Menschenrechte, ein Treffen mit Stadtplanern Havannas, ein Besuch im Alphabetisierungsmuseum und im Stadtteilprojekt des Künstlers Kcho in Havanna, sowie ein Treffen mit dem Journalisten Jorgito in Camagüey statt.
Besondere Höhepunkte der Reise waren ohne Frage die Konzerte von Esther und der Band mit gemeinsamen Sessions mit kubanischen Rappern im Anschluss. Esther Bejarano widmete die Konzerte dem Ende des Jahres 2016 verstorbenen Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz.
Trotz mancher Widrigkeiten war für alle die Reise ein unvergessliches Erlebnis.