Das morgen-magazin des ZDF fällt selten durch eine progressive Berichterstattung auf. Dass man den neuen Armutsbericht überhaupt zur Kenntnis nimmt, ist da schon fast ein Fortschritt. Mitri Sirin schafft es allerdings bereits in der Anmoderation das unliebsame Faktum der wachsenden Armut zu vernebeln. Es gebe verschiedene Kriterien der Armut. Das aber, lieber Herr Sirin, ist in diesem Fall unerheblich, denn der Anteil armer Menschen in dieser Republik steigt Jahr für Jahr.
Mitri Sirin befindet sich allerdings in Gesellschaft, ob es eine beste ist, sei dahingestellt. Ausgerechnet das Arbeitsministerium der ewigen Juso-Vorsitzenden Andrea Nahles zweifelt den Armutsbericht an. Er sei verkürzt, beschränke sich auf eine einzige Maßzahl und den Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes als alleinige Datenquelle. Gleichwohl erklärt das Ministerium: „Dass die Armutsrisikoquote zuletzt gestiegen ist, ist keine neue Erkenntnis.“ Frei nach dem Motto: „Ich bin Juso und was machst du so?“
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„Gottes Mühlen mahlen langsam, aber trefflich fein.“ Ob das stimmt, wird kein Lebender je erfahren. Diese Gefahr besteht auch im Falle der Wirksamkeit der Kölner Justiz. Der ein oder andere wird sich erinnern, dass vor acht Jahren das Kölner Stadtarchiv in die angrenzende Baugrube der neuen Nord-Süd-U-Bahn stürzte. Die sollte das öffentliche Verkehrschaos beenden, das vor Jahrzehnten durch die Schließung der Kölner Rhein-Ufer-Bahn entstanden war. (Durch die oberirdische Verlegung neuer Schienen auf der alten Trasse hätte man das kostengünstig heilen können, aber das nur nebenbei).
Seit acht Jahren ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung (zwei Anwohner starben in den Trümmern) und Baugefährdung. In zwei Jahren steht die Verjährung an. Im Prinzip geht es um die Frage, ob die Baufirma einen Fehler gemacht hat oder ob es einen sogenannten „hydraulischen Grundbruch“ gegeben hat. Den kann man angeblich nicht vorhersehen. Was allerdings eher eine Glaubensfrage ist. Wobei wir wieder bei Gottes Mühlen angelangt sind, von denen wir genauso wenig wissen können, ob sie überhaupt mahlen, wie von denjenigen der Kölner Justiz. Einen Unterschied gibt es allerdings. Gottes Mühlen mahlen vollkommen geräusch- und geruchlos. Die Unfähigkeit der Kölner Gerichtsbarkeit stinkt dagegen nicht erst seit acht Jahren zum Himmel.