Betr.: Leserbrief von Jörg Pitschel „Zur Einheit von Arbeiter- und Umweltbewegung“

Es ist nötig, an einem Strang zu ziehen

Von Ulrich Straeter per E-Mail

(…) ein sehr guter Leserbrief, der die Probleme zwischen linken Bewegungen und Umweltbewegung deutlich macht. Und aufzeigt, dass die Linke erst einmal ihren Marx und ihren Engels richtig lesen musste.

Aus leidvoller eigener Erfahrung kann ich als Mitglied des BUND in Essen berichten, dass wir, als wir Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts mit der Umweltpolitik begannen, von allen Seiten, von rechts bis links, angegriffen, ausgelacht oder verhöhnt wurden. Alle betrachteten uns entweder als blöd (grüne Spinner) oder als Konkurrenz. Sehr abstinent, z. T. bis heute, gebärdeten sich die Gewerkschaften (…) Inzwischen ist klar, dass der Umweltschutz (z. B. bei den erneuerbaren Energien) eine Menge Arbeitsplätze geschaffen hat, während die Konzerne weiterhin Arbeitsplätze en masse abbauen. Die später als unsere Gruppe gegründeten Grünen haben sich inzwischen als Neoliberale und Kriegspartei (Krieg ist der größte Umweltvernichter aller Zeiten) in eine völlig andere Richtung entwickelt und stehen uns oder bestimmten Bürgerinitiativen nicht mehr zur Seite. Sie lassen sich bei bestimmten Aktionen und Demonstrationen auch nicht mehr sehen.

Der BUND, als bürgerliche Vereinigung entstanden, war allerdings bereits in den achtziger Jahren eine relativ kritische Institution, ganz im Gegensatz zum Nabu, der sich aber inzwischen durch die junge Generation ziemlich gemausert hat. Man ist systemkritisch geworden, hat aber keinen Systemwechsel im Programm. Also sind die Lösungen der Probleme und die Forderungen entsprechend begrenzt.

Leider ist die Zahl der Arbeiter und Arbeiterinnen in diesen Vereinen ziemlich niedrig, wenn in den einzelnen Gruppen überhaupt welche vorhanden sind. Sie halten immer noch nichts von Umweltschutz oder haben davon falsche Vorstellungen. Soweit sie der SPD nahestehen, wird sich daran auch nichts ändern. Von der CDU will ich hier erst gar nicht reden. (…)

Die aktuellen Probleme lassen (…) Spaltungsbemühungen oder Sonderbewegungen eigentlich nicht mehr zu. Es wäre schön, wenn da an einem Strang gezogen werden könnte.

Ich habe keine Berührungsängste …

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"Es ist nötig, an einem Strang zu ziehen", UZ vom 11. Dezember 2015



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