Zu den sozialen Folgen der (Energie-)Krise

Es geht um uns selbst

Viele Mitglieder der Kommunistischen Partei sind altruistisch. Gar nicht einmal selten sind sie selbst von den Geschehnissen, die sie zu verhindern oder zu verändern trachten, in der Praxis ein Stück entfernt. Die eigene ökonomische Basis muss dabei gar nicht einmal viel besser sein als bei anderen Menschen aus der Arbeiterklasse, aber Netzwerke, Qualifikation, Mitarbeit im Betriebsrat oder bessere Durchdringung der Verhältnisse helfen, nicht von Kündigungswellen betroffen zu sein; man kommt irgendwie durch.

Das gilt für Zeiten, in denen die politische Erfahrung vorab Erkenntnis liefern kann, was wo und warum passieren wird. Sobald aber „Die Grünen“ in eine Regierung einsteigen, bewirken Ereignisse wie das Eingreifen Russlands in den Ukrainekrieg in Politik und Gesellschaft ein beschleunigtes Ersetzen der Ratio durch Moral. Daher bedeutet grünes Regieren nicht etwa den von CDU und FDP an die Wand gemalten wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands durch sorgfältigeren Umgang mit den vorhandenen Ressourcen – sich gegen derart einfältige Vorwürfe wehren zu dürfen, ist praktisch, denn er lässt die Grünen bei manchen immer noch für etwas Fortschrittliches stehen.

Nein, anders als von Olaf Scholz – moderater Kanzler unter den grünen Ministern – verkündet, bedeutet die Zeitenwende nicht allein Milliardenrüstung. In Habecks, Fücks‘, Nouripours und Baer-
bocks Politik liegt eine andere Konstante vor: Sie ist durchweg auf US-Interessen gerichtet. Da ist jede ehemalige Bananenrepublik freier von den USA.

Und deshalb ändert sich jetzt alles und für alle: Länger bestehenden Lieferkettenproblemen und Fahrermangel werden jetzt noch sehenden Auges und willentlich Rohstoff- und Energieknappheit durch Kaufverweigerung hinzugefügt. Von der dadurch herbeigeführten Inflation sind wir alle betroffen, weil hohe Heiz- und Benzinkosten praktisch nicht zu umgehen sind; im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wird Normalfamilien nahegelegt, allein für diesen Winter wenigstens 2.000 Euro für Nachzahlungen vorzuhalten. Zudem drohen Arbeitsplatzverluste in unabsehbarer Höhe im Handwerk, bei Soloselbstständigen aller Art und bei Industriezuliefererbetrieben, weil Material entweder nicht zu bekommen oder preislich nicht zu vermarkten ist.

Es geht jetzt um uns selbst. Wir müssen nicht heran an sie – auch wir sind „die Klasse“. Wir dürfen uns danach verhalten.

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"Es geht um uns selbst", UZ vom 8. Juli 2022



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