Der Speditionskaufmann Erdal Dereli kandidiert auf Listenplatz 21 für die DKP bei der Wahl für das EU-Parlament. In seiner Stadt Bottrop kämpft er gemeinsam mit seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern für ein besseres Leben, unter anderem auch als Ausschussmitglied für die DKP-Ratsfraktion. UZ sprach mit ihm über seine Schwerpunkte, sein Verständnis von kommunistischer Kommunalpolitik und seine Ziele als Wahlkandidat.
UZ: Du bist in Bottrop kommunalpolitisch aktiv. Was bedeutet kommunistische Kommunalpolitik für dich?
Erdal Dereli: Die DKP ist eine wachsame, kritische Opposition im Stadtrat. Wir stellen Öffentlichkeit her und sorgen dafür, dass man draußen weiß, was drinnen vorgeht. Ich will, dass sich Demokratie nicht darin erschöpft, dass die Bürgerinnen und Bürger alle fünf Jahre ein Kreuz auf dem Stimmzettel machen. Die Bottroper sollen mitbestimmen, was in ihrer Stadt vorgeht, was aus ihrer Stadt wird. Dafür wirkt die DKP – im Rat und draußen – gemeinsam mit ihnen.
UZ: Was sind denn die Hauptsorgen der Menschen in Bottrop?
Erdal Dereli: Die Sorgen der Menschen in Bottrop unterscheiden sich derzeit nicht von den Problemen und Nöten der Leute in vielen anderen Städten. Die Preise für Energie, Lebensmittel, Mobilität und Daseinsvorsorge steigen immens. Die Menschen spüren, dass das Leben immer teurer wird und sie wissen auch, dass das mit dem Krieg zusammenhängt. Mein Eindruck von vielen Gesprächen an Infoständen ist, dass die Mehrheit der Bevölkerung in Bottrop gegen Aufrüstung und die Kriegstreiberei der Ampelregierung ist. Es geht also fast immer um den Kern unserer Politik: um Heizung, Brot und Frieden.
UZ: Die DKP ist mit einer Ratsgruppe im Stadtrat vertreten. Was sind eure Schwerpunkte?
Erdal Dereli: In Bottrop fehlt es an Wohnungen, aber auch an Arbeitsplätzen. Die Lage an den Schulen ist katastrophal. Die Klassen platzen aus allen Nähten. Wir brauchen deshalb dringend eine dritte Gesamtschule! Wir wehren uns außerdem gegen Kürzungen im Sozial- und Jugendbereich. Die Stadt Bottrop hat in diesem Jahr ein sogenanntes Haushaltssicherungskonzept aufgestellt. Für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet das, dass zahlreiche Gebühren in allen Bereichen, zum Beispiel für das Parken oder die Kinderbetreuung, drastisch steigen. Zugleich werden Leistungen gekürzt. Wir lehnen das ab und fordern eine bessere Gemeindefinanzierung statt Abwälzung der Kriegs- und Krisenlasten auf die Bevölkerung.
UZ: Gelingt es der DKP in Bottrop, auch Migrantinnen und Migranten anzusprechen?
Erdal Dereli: Ja, das gelingt zurzeit sogar sehr gut. Wir veranstalten jeden Monat zwei Infostände in der Stadt. Uns sieht man also nicht nur zu Wahlkampfzeiten auf der Straße. Dabei verteilen wir Flyer, unsere „Heizung, Brot und Frieden“-Broschüre und andere Infomaterialien. Wir haben auch immer eine Palästina-Fahne dabei. Gerade Menschen mit einem arabischen Migrationshintergrund kommen sofort zum Stand, wenn sie sehen, dass wir uns mit der palästinensischen Bevölkerung solidarisieren. Bei uns fühlen sie sich angesprochen und ernst genommen. Dadurch werden Berührungsängste abgebaut, weil ganz konkret vermittelt werden kann, dass die DKP eine Partei für alle ist – ohne Vorurteile.
UZ: Du selbst bist 2020 zur DKP gekommen. Was war der Auslöser für deinen Eintritt in die Partei?
Erdal Dereli: Ich war immer ein politisch interessierter Mensch, aber nie aktiv in einer Partei. Ich bin im Jahr 2020 zu dem Entschluss gekommen, dass mir das nicht mehr ausreicht. Ich will nicht nur politisch denken, sondern aktiv mitgestalten und selbst etwas beitragen. Ich habe zuerst die UZ gelesen, sechs Wochen lang im Probeabo. Dann habe ich sie abonniert und währenddessen auch die Partei besser kennengelernt. Das hat mit meiner politischen Sichtweise einfach gepasst! Die DKP ist die einzige Partei, die konsequent gegen Kriege und auf der Seite der Arbeiter ist.
UZ: Nun kandidierst du zur EU-Wahl. Was treibt dich an?
Erdal Dereli: Ich kandidiere für den Weltfrieden und ein gerechtes Leben, gegen Armut und gegen Kapitalismus. Es gibt genug Ressourcen auf der Erde, die nur gerecht verteilt werden müssen. An der Stelle möchte ich Nazim Hikmet zitieren: „Leben wie ein Baum, einzeln und frei, doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht.“
Die Fragen stellte Wera Richter