Nach dem überraschenden Scheitern der Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn AG (DB AG) und dem Einleiten der Urabstimmung durch die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in der letzten Woche (UZ vom 30. Juni) berichteten einige Medien bereits über mögliche weitere Warnstreiks. Die DB AG schlug der Gewerkschaft allerdings Schlichtungsverhandlungen vor. Der EVG-Bundesvorstand entschloss sich daraufhin, auf das Angebot einzugehen und vorerst von weiteren Streiks abzusehen. „Dabei haben wir insbesondere die Reisenden im Blick, die wir in der Urlaubszeit nicht wirklich bestreiken wollen. Das würde die völlig Falschen treffen“, erklärte die EVG gegenüber Medien.
Gleichzeitig machte die Gewerkschaft deutlich, dass sie an der Urabstimmung festhalten wird und unterstrich dabei, dass die DB AG ihr letztes Angebot nochmal deutlich nachbessern muss. Das Ergebnis der Schlichtungsverhandlungen soll dann den EVG-Mitgliedern zur Urabstimmung vorgelegt werden. So will die Gewerkschaft schneller zu einem Tarifergebnis kommen: „Die Kombination von Schlichtung und Urabstimmung bedeutet für uns direkte Mitgliederbeteiligung. Jede Kollegin und jeder Kollege bei der DB AG kann nun entscheiden, ob das Ergebnis der Schlichtung akzeptabel ist oder nicht. Wenn sich bei der Urabstimmung 75 Prozent unserer teilnehmenden Mitglieder dennoch für einen unbefristeten Arbeitskampf aussprechen, werden wir das Schlichtungsergebnis nicht akzeptieren und weiterkämpfen. Genau diese Mitnahme brauchen wir jetzt in diesem schwierigen Prozess“, so Cosima Ingenschay, Stellvertretende Vorsitzende der EVG.
Der Druck auf die DB AG nimmt derweil zu, weil bereits circa 20 Eisenbahn- und Verkehrsunternehmen einen Tarifvertrag mit der EVG abgeschlossen haben. Diese Tarifverträge liegen über dem Angebot der DB AG und sehen neben der Zahlung einer „Inflationsprämie“ Lohnerhöhungen von 290 Euro zum 1. November dieses Jahres und zum 1. April nächsten Jahres in Höhe von 130 Euro vor – bei einer Laufzeit von 21 Monaten. Sollte das nächste Angebot der DB AG nicht überzeugen, so droht ein „heißer Herbst“ im Bahnverkehr, denn Ende August endet die Friedenspflicht für die kleinere Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL).