Vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen Russland und der Türkei plant Bulgarien den Aufbau eines Gasverteilungszentrums für Südost- und Mitteleuropa. Mit dem künftigen „Erdgaszentrum Balkan“ bei der Schwarzmeerstadt Varna wolle das ärmste EU-Land zum überregionalen „Haupttransitplatz für Gas“ werden, sagte Regierungschef Boiko Borissow am Montag in einem Interview des Fernsehkanals bTV in Sofia.
„Das ist unser Ziel und wir arbeiten mit allen Kräften auf dieses Ziel hin“, betonte Borissow mit Blick auf erwartete Transiteinnahmen in Milliardenhöhe. Zu dem Umschlagknoten bei Varna solle Gas aus Russland, Aserbaidschan und Turkmenistan sowie aus Rumänien und Bulgarien fließen. Wegen des Streits mit der Türkei nach dem Abschuss eines russischen Militärjets durch die Luftabwehr des NATO-Mitglieds Türkei liegt Russlands wichtigstes Pipelineprojekt Turkish Stream auf Eis.
Für die Umsetzung des Projektes „Gas Hub Balkan“ arbeite Bulgarien mit der EU zusammen, so Borissow. Das künftige Gaszentrum bei Varna solle auch neue Lieferquellen und -routen für Gas nach Bulgarien sichern. Das osteuropäische Land hängt neun Jahre nach dem EU-Beitritt noch immer fast komplett von russischen Gaslieferungen durch die Ukraine ab. Bulgarien verfügt aber über einen eigenen Gasspeicher und eigene Gasinfrastruktur