IG-Metall-Vertrauensleute demonstrieren in Dortmund gegen Standortschließungen und Angriffe des Kapitals auf Rechte Beschäftigter

Entscheidende Runde

Einen Tag vor der Bundestagswahl haben die IG-Metall-Vertrauensleute bei Thyssenkrupp Steel in Dortmund auf einer Kundgebung in der Dortmunder Innenstadt ihren Forderungen an die Politik lautstark Ausdruck verliehen. Gut 100 Kolleginnen und Kollegen nahmen teil.

„Der Kampf um unsere Arbeitsplätze und gegen die Angriffe der Vorstände, u. a. von Thyssenkrupp, VW, ZF (und) Ford geht in die entscheidende Runde“, heißt es im Aufruf. Es dürfe keine Standortschließungen geben und kein Outsourcing. Um jeden Ausbildungs- und Arbeitsplatz müsse gekämpft werden.

Die IG-Metall-Vertrauensleute wiesen in ihrem Aufruf auch Angriffe aus der Politik auf das Streikrecht zurück. Hart erkämpfte Errungenschaften wie die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall müssten verteidigt werden gegen Vorstöße aus BDA und BDI, die Lebens- und Arbeitsbedingungen weiter zu verschlechtern. „Verzicht hat noch keinen Arbeitsplatz gerettet“, hält der Aufruf fest. Zudem wollte man mit der Kundgebung ein Zeichen gegen Rechtsruck und Faschismus setzen.

An der Kundgebung nahmen viele politische und zivilgesellschaftliche lokale Organisationen teil, darunter SDAJ Dortmund, VVN-BdA Dortmund und Dortmunder Friedensforum.

Dortmund 2 - Entscheidende Runde - Dortmund, IG Metall, SDAJ Dortmund, ThyssenKrupp Steel - Blog
(Foto: SDAJ Dortmund)

Wir dokumentieren die auf der Kundgebung von Lukas von der SDAJ Dortmund gehaltene Rede in voller Länge:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Passantinnen und Passanten,

wir bedanken uns herzlichst für die Einladung und wollen zunächst mal das Versprechen abgeben, dass wir mit allen Mitteln euren Kampf unterstützen werden. Denn: Eurer Kampf ist unser Kampf.

In aller Munde heißt es, Deutschland sei in einer großen wirtschaftlichen Krise. Und ja, das spüren wir auch als junge Menschen massenhaft. Sei es in der Schule, wo wir in maroden, kaputt gesparten Gebäuden von immer weniger Lehrkräften unterrichtet werden. Sei es, wenn wir keine Ausbildungsplätze mehr finden, und selbst wenn, oft nicht mehr übernommen werden. Sei es, wenn unsere Generation das seit Jahrzehnten größte Arbeitsvolumen hat, weil Wohnen und Leben immer teurer werden, weil selbst Azubis oft noch einen Nebenjob brauchen.

Ausbildungsplätze, Arbeitsplätze und der Reallohn werden weniger, die Butter teurer. Deutsche Industriekonzerne kündigen an, hunderttausende Arbeitsplätze zu vernichten, während millionenschwere Subventionen in die Unternehmen gesteckt werden, wobei das Geld am Ende in den Taschen der Aktionäre landet und eure Arbeitsplätze trotzdem auf der Abschussliste bleiben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Passantinnen und Passanten,

lassen wir uns bitte nicht mehr verarschen. Während die Dividenden steigen und Profite weiterhin Rekorde erreichen, erreicht uns fast gar nichts, obwohl wir den Laden am laufen halten. Hinter jedem von uns steht eine Familie, eine Partnerin/ein Partnerin, vielleicht Kinder. Hinter jedem Arbeitsplatz steht ein Mensch.

Jeder Standort muss bleiben, muss verteidigt werden.

Arbeitsplatzvernichtung trifft nicht nur die, die direkt auf die Straße gesetzt werden. Mehr Arbeitslosigkeit, ja sogar schon ihre Androhung heißt auch Druck aufs Lohnniveau. Das können wir am aktuellen Tarifabschluss bei Volkswagen sehen. Und gesichert bleibt die Arbeit durch keinen Verzicht. Bleiben wir bei Volkswagen: Ab 2030 droht der nächste Angriff auf die Stellen, die VW-Werke in Osnabrück und Dresden haben schon vorher keine Zukunft mehr. Verteidigen heißt, wirklich verteidigen: Uns wird nichts geschenkt, weil das ganze Problem System hat. Die Unternehmer haben stets das Ziel, am meisten Profit zu machen, egal was es kostet. Egal, was es kostet, heißt konkret: An den Leuten sparen, die den Reichtum der Aktionäre erschaffen, heißt Kollegen feuern und somit die Arbeitsdichte der übriggebliebenen Kollegen zu verstärken.

Als in Duisburg-Rheinhausen – einige Kollegen werden sich sicher noch erinnern – das große Krupp-Werk geschlossen werden sollte, standen die Arbeiter, ihre Familienmitglieder, die Stadt, die Studenten und die Schüler auf, weil sie wussten: Diese Einsparungen trifft nicht nur die Beschäftigten selbst, sondern den ganzen Stadtteil, die ganze Stadt.

Heute fehlt so eine breite Bewegung. Es braucht die volle Solidarität der Gesellschaft: Von der Schule bis in die Uni, von Betrieb zu Betrieb, vom jetzigen Öffentlichen Dienst bis zu den Metallern, und von der Straße in die Gesellschaft! Als SDAJ sehen wir es als unsere Aufgabe, dafür besonders unter jungen Menschen, unter SchülerInnen, Azubis und Studierenden zu werben.

Lasst uns diesen Kurs, diese Breite und diesen Kampf zusammen gehen und zu keinem Zeitpunkt davon abweichen: Jede Hütte bleibt!

Dortmund 3 - Entscheidende Runde - Dortmund, IG Metall, SDAJ Dortmund, ThyssenKrupp Steel - Blog
(Foto: SDAJ Dortmund)

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