„Entführung“

Was passiert mit Sportlern, die sich bei Olympia daneben benehmen, abends in der Kneipe sind statt im Bett, beim Doping erwischt werden, sich weigern, an bestimmten Wettkämpfen teilzunehmen oder in der Öffentlichkeit über ihren Trainerstab und das Olympische Komitee ihres Heimatlandes herziehen?

Sie werden nach Hause geschickt. Meist ganz ohne Aufsehen, so richtig interessant sind solche Nachrichten meistens nur für Fans der jeweiligen Sportart. Wer den Sportteil der Zeitung meidet, bleibt von solchen Nachrichten verschont.
Außer natürlich, die Athletin kommt aus Belarus. Dann ist es natürlich kein „Nach-Hause-Schicken“, dann ist es eine „Entführung“. Mindestens. Kristina Timanowskaja wird „in fremdem Land gejagt“ („Die Zeit“) und steht angeblich nun in Tokio unter Polizeischutz. Polen gewährte ihr bereits humanitäres Asyl.

Timanowskaja hatte sich geweigert, an der 4×400-Meter-Staffel teilzunehmen, ihre Strecke seien 100 und 200 Meter. Außerdem warf sie Belarus vor, nicht für genügend Doping-Tests im Vorfeld der Spiele gesorgt zu haben. Daraufhin schickte das belorussische Komitee sie nach Hause. Am Flughafen dann der Eklat: Timanowskaja behauptet, entführt zu werden, sie sei in Berlarus in Gefahr. Warumdann ihr Ehemann Belarus unbehelligt in Richtung polnisches Exil verlassen konnte (auch er erhält dort ein Visum), bleibt wohl Geheimnis.

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"„Entführung“", UZ vom 6. August 2021



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