„Enteignet Springer!“

„Es wird eine Zeit geben, in der die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden!“ So zitierte die „Bild“-Zeitung in der vergangenen Woche den US-Außenminister Mike Pompeo, für den „Peking“ verantwortlich für die Entstehung und Ausbreitung des Coronavirus ist. Politiker solchen Formats und andere „Experten“ fordern nach dem Blatt nun auch juristische Konsequenzen für China bis hin zu „Schadensersatzklagen“.

Der „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt toppt diese Berichterstattung einige Tage später mit einem Artikel, in dem China zum „Weltmeister im Diebstahl von geistigem Eigentum“ gemacht wird und wirft dem Präsidenten Xi Jinping in einem Brief vor: „China bereichert sich an den Erfindungen anderer, statt selber zu erfinden. Der Grund dafür ist, dass Sie die jungen Menschen in Ihrem Land nicht frei denken lassen. Der größte chinesische Exportschlager, den keiner haben wollte, aber der trotzdem um die Welt gegangen ist, ist Corona.“

China kriegt also nichts auf die Kette – nur die Sache mit dem Virus hat geklappt. So einfach ist die Welt der „Bild“.
Vor 50 Jahren forderten fortschrittliche Jugendliche, häufig auch in Übereinstimmung mit älteren Generationen: „Enteignet Springer!“ Das bleibt eine aktuelle Aufgabe.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"„Enteignet Springer!“", UZ vom 24. April 2020



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Auto.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit