Die Brüder Kononowitsch sind in den Hausarrest entlassen worden – das kann nur ein Etappensieg sein

Endlich raus aus dem Knast

Der Vorsitzende des Kommunistischen Jugendverbands der Ukraine, Michail Kononowitsch, und sein Bruder Alexander, ebenfalls Mitglied des Komsomol und antifaschistischer Aktivist, die im März 2022 in der Ukraine festgenommen und misshandelt worden waren, sind durch eine Entscheidung des Gerichts nun aus der Untersuchungshaft in den Hausarrest entlassen worden, teilt das belorussische Nachrichtenportal „sb.by“ mit. In fabrizierten Anklagen wurden ihnen Pläne für eine gewaltsame Änderung der konstitutionellen Ordnung und Ergreifung der Staatsmacht vorgeworfen. Sie wurden mit lebenslänglicher Haft bedroht, falls sie kein Geständnis ablegen, was keiner der beiden jungen Kommunisten tat. Zunächst wurde ihnen die angebliche Planung einer Aktion zur Besetzung einer Bezirksverwaltung in Kiew vorgeworfen. Später wurde versucht, ihnen Waffen unterzuschieben. In keinem der Fälle konnte die Anklage aber genauere Beweise für die angeblichen Verbrechen vorlegen. Die Anklage bezog sich unter anderem auf Facebook-Einträge in den Jahren 2019 bis 2021, in denen beispielsweise auf die Verbrechen der Kiewer Regierung im Donbass hingewiesen wurde. Die Autorin von „sb.by“, Ljudmila Gladkaja, vermutet, dass die Anklage und das Gericht einfach keine nachweisbaren Gesetzesverstöße vorlegen können und sie daher in bestimmten Bereichen Rückzieher machen müssen. So seien zum Beispiel bei mehreren Gerichtssitzungen angekündigte Zeugen der Anklage einfach nicht erschienen. Hinzu kommen die Proteste gegen die Festnahme und das Gerichtsverfahren und die Forderung nach Freilassung der Komsomolzen in sehr vielen Ländern der Welt. „sb.by“ berichtet, dass Michail Kononowitsch erklärt habe, die Umwandlung der Untersuchungshaft in Hausarrest sei sehr unerwartet gekommen. Sie hätten praktisch ohne Schlüssel und Papiere und ohne Winterkleidung auf einmal mit ihrem Anwalt vor dem Gerichtsgebäude gestanden. Der Hausarrest, verbunden mit dem Tragen einer elektronischen Fußfessel, macht es unmöglich, sich eine Arbeit zu suchen. Ihre Papiere haben die beiden bisher nicht zurückerhalten. Die nächste Gerichtsverhandlung ist für den 14. Dezember geplant. Die erfundenen und politisch motivierten Anklagen sind in keiner Weise vom Tisch. Die Proteste für die Freilassung unserer Genossen müssen weitergehen!

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Endlich raus aus dem Knast", UZ vom 16. Dezember 2022



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Tasse.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit