Der Krieg gegen die Palästinenser in Gaza geht weiter. Mit der Verhinderung humanitärer Lieferungen, mit der Unterbrechung der Stromlieferung hatte Israel das Terrain vorbereitet. In der Nacht zum Dienstag gab es dann massive Bombardierungen. Gegen 3 Uhr früh trafen Luftangriffe alle Teile des Gazastreifens. Augenzeugen sprachen von einem völlig überraschenden Angriff, der einzig Zivilisten galt. Laut Informationen der Hamas starben dabei auch vier Regierungsmitglieder – mitsamt ihren Familien. Es war der 18. Tag des Fastenmonats Ramadan.
Die Krankenhäuser – soweit sie überhaupt den Betrieb aufrechterhalten konnten – waren überwältigt von den Folgen. Gab es 300 Tote oder 400 in wenigen Stunden? Doch die Welt sieht ungerührt den Fortgang eines Genozids – und sieht nicht nur zu.
Allen anderen voran haben die USA Israel gleich dreimal grünes Licht für diesen Angriff gegeben. Mit der Lieferung neuer Bomben, mit dem Angriff auf die Ansar Allah im Jemen in den Tagen zuvor. Und mit der Erklärung Trumps, wie auch immer die israelische Regierung sich entscheide, die Unterstützung der USA sei ihr sicher. So wurde der US-Präsident vor dem bevorstehenden Angriff informiert. Und erneut erklärte er daraufhin, die Hölle werde hereinbrechen über die „Terroristen im Nahen Osten … bis hin zum Iran selbst“.
Die Verhandlungen der USA mit Hamas in den Tagen davor hatten nicht dem Ziel gedient, die zweite Stufe des Waffenstillstands zu retten. Vielmehr war es der Versuch – der jetzt gescheitert ist –, US-amerikanische Geiseln zu retten, bevor „die Hölle losbrechen“ würde.
Die Menschen in Gaza hatten schon lange in der Hölle aus Bombenangriffen, Mangel und Not leben müssen. Aber auch in dieser Hölle gibt es Abstufungen. Im dritten Kreis der Hölle sollen sie aktiv aus Gaza vertrieben werden.
Hamas verlangt von den Vermittlern der Verhandlungen, der Organisation islamischer Zusammenarbeit und den Vereinten Nationen, sie sollten Benjamin Netanjahu für den Bruch des Waffenstillstands verantwortlich machen. Das wird wohl folgenlos bleiben. Auch die Vereinigung der Familien der Geiseln wirft Netanjahu vor, er habe sich dafür entschieden, das Leben der Geiseln zu opfern. Die Wiederaufnahme des Krieges sei eine bewusste Sabotage am Austausch der Geiseln.
Die Erfolge der israelischen Armee sowohl im Libanon als auch mit der Besetzung von Teilen Syriens lässt die rechte israelische Regierung jubeln. Sie sieht ihr Ziel in greifbarer Nähe, ein Groß-Israel „From the River to the Sea“ und darüber hinaus. Die israelische Politik setzt dabei alles auf eine Karte. Die Menschen sollen aus Gaza vertrieben und Trumps Pläne der Umsiedlung durchgeführt werden. Die USA sollen die Ansar Allah im Jemen auslaugen. Und der „Heilige Gral“: endlich soll der Iran entscheidend geschwächt werden, durch einen direkten Angriff oder durch Isolation und Zerfall angesichts der israelischen Übermacht.
Mit diesem Krieg zerstört Netanjahu nicht nur Gaza, sondern auch Israel. Die tiefen Gräben innerhalb der israelischen Gesellschaft werden sich noch weiter vertiefen. Der Krieg gegen Gaza verdeckte sie für einige Zeit. Die Fortsetzung des Krieges, das nicht absehbare Schicksal der Geiseln wird sie wieder aufbrechen lassen.